HIV-1-Subtypen lassen sich mit In-vitro-Diagnostik zuverlässig nachweisen Logo of esanum https://www.esanum.de

HIV-1-Subtypen lassen sich mit In-vitro-Diagnostik zuverlässig nachweisen

Forschende des Paul-Ehrlich-Instituts haben gemeinsam mit dem Blutspendedienst Südafrika sieben zertifizierte NAT-Testsysteme zur Erkennung des weltweit vorherrschenden HIV-1-Subtyps C untersucht.

Mutationen für falsche Ergebnisse verantwortlich

In Deutschland dominiert bei Infektionen mit dem Humanen Immundefizienz-Virus-1 (HIV-1) der Subtyp B. Hier war es in den 2000er Jahren durch Mutationen vereinzelt zu falsch-negativen HIV-Tests und auch zu zwei HIV-Übertragungen durch Blutspenden gekommen. Seitdem ist die Dual-Target-NAT-Testung im Blutspendewesen verpflichtend, es kam zu keiner weiteren Übertragung. Das Paul-Ehrlich-Institut und der Blutspendedienst Südafrika haben jetzt sieben zertifizierte NAT-Testsysteme zur Erkennung des weltweit vorherrschenden HIV-1-Subtyps C untersucht und die Ergebnisse im Journal of Clinical Virology veröffentlicht.

In Deutschland werden Blutspenden auf verschiedene Infektionserreger, darunter auch das Humane Immundefizienz-Virus Typ 1 (HIV-1) getestet. Vor einigen Jahren kam es in Europa bei HIV-Tests von Blutspenden zu falsch-negativen Ergebnissen. 2007 und 2010 kam es dadurch zu jeweils einer HIV-Übertragung durch eine Blutspende.

Bei der HIV-1-Testung wurde ein Nukleinsäure-Amplifikationstest (NAT; z. B. Polymerase-Ketten-Reaktion, PCR) angewendet. Dabei werden bestimmte Genabschnitte des Virus vervielfältigt und dadurch nachgewiesen. Forschende des Paul-Ehrlich-Instituts und anderer Institute identifizierten natürlich auftretende genetische Veränderungen (Mutationen) im Erbgut des Virus als Ursache für die falschen Ergebnisse. Die Mutationen lagen in dem Abschnitt des Virusgenoms, der für die Testung relevant war.

Zwei verschiedene Abschnitte des Virusgenoms müssen nachgewiesen werden

Darum ordnete das in Deutschland für die Sicherheit von Blut und Blutprodukten zuständige Paul-Ehrlich-Institut im Jahr 2012 an, bei der Testung mindestens zwei verschiedene Abschnitte des Virusgenoms unabhängig voneinander nachzuweisen (Dual-Target-NAT). Tritt eine Veränderung in einem testrelevanten Genabschnitt auf, ermöglicht der zweite Abschnitt den Virusnachweis. Seither gab es in Deutschland keine Zwischenfälle.

Fälle von falsch-negativen Ergebnissen bei "Mono-Target-NATs" waren in Europa und Kanada beschrieben worden, in denen der HIV-1-Subtyp B vorherrscht. Weltweit ist der HIV-1-Subtyp B aber nur für elf Prozent der HIV-Infektionen verantwortlich. Am häufigsten tritt der HIV-1-Subtyp C auf, der global für 48 Prozent aller HIV-1-Infektionen verantwortlich ist. Schwerpunkte sind Indien oder Südafrika, wo über 98 Prozent der HIV-1-Infektionen auf Subtyp C zurückgeführt werden.

Internationale Standardisierung erfolgreich

Auf der Suche nach ähnlichen Mutationen wie beim HIV-1-Subtyp B wurden 398 Plasmaproben von HIV-infizierten BlutspenderInnen aus Südafrika untersucht. 7 auf dem europäischen Markt erhältliche HIV-1-NATs mit unterschiedlichen Designs (Mono-Target, Dual-Target; verschiedene Zielabschnitte im Erbgut) wurden verwendet. Das Ergebnis: Alle untersuchten HIV-1-Subtyp-C-positive Proben wurden auch positiv getestet – auch mit Mono-Target-NATs. Zudem zeigten bei der Bestimmung der Viruslast sechs quantitativ ausgelegte Tests eine sehr hohe Übereinstimmung, unabhängig von Testdesign oder Hersteller.

"Die Ergebnisse bestätigen zum einen, dass der weltweit am häufigsten auftretende HIV-1-Subtyp C sehr zuverlässig nachgewiesen werden kann. Auch zeigen die guten Übereinstimmungen, dass die internationalen Bestrebungen zur Standardisierung dieser wichtigen In-vitro-Diagnostika erfolgreich sind"", erläutert PD Dr. Micha Nübling, Leiter der Abteilung Grundsatzfragen, Koordination des Paul-Ehrlich-Instituts.

Quelle:
Kress J, Vermeulen M, Chudy M, Reissinger A, Hanschmann KM, Saville A, Nübling CM (2020): Reliability of CE-marked NATs for HIV-1 subtype C detection and quantitation. J Clin Virol Sep 23 [Epub ahead of print]. DOI: 10.1016/j.jcv.2020.104649