Kardiologen befassen sich mit dem Broken-Heart-Syndrom als Krankheitsbild seit Anfang der 1990er Jahre. Die Stress-Kardiomyopathie, so der Fachjargon, kann bei schweren Verlusten, Trennungen und psychischer Belastung auftreten, berichtet Privat-Dozent Jürgen Pache, Chefarzt der Kardiologie an der Schön Klinik Starnberger See. Gerade rund um den Valentinstag (14. Februar) kommt es vor.
Das Herz krampft sich wie bei einem Infarkt zusammen, die Brust schmerzt. Ursache ist aber keine verschlossene Ader, sondern eine stressbedingte Verengung der Herzkranzgefäße und damit eine Funktionsstörung des Herzmuskels. Menschen mit Liebeskummer berichten oft von Schmerzen in der Herzgegend. Verspannungen, Bauchschmerzen, Schlaflosigkeit, innere Unruhe, eingeschränkte Leistungsfähigkeit und ein geschwächtes Immunsystem – Liebeskummer kann den Körper gewaltig beeinträchtigen.
“Betroffen sind Menschen, die plötzlich existenziell in Not sind, etwa weil plötzlich die ganze Lebensgrundlage entzogen ist”, sagt Pache. Allerdings kann das Syndrom auch nach körperlicher Belastung oder im Zusammenhang mit sehr starken körperlichen Schmerzen auftreten, die ihrerseits psychischen Stress verursachen. In einem Drittel der Fälle ist keine Ursache feststellbar.
Zunächst war das Gebrochene-Herz-Syndrom vor allem bei älteren Frauen festgestellt worden, die ihren Mann verloren hatten. Mediziner in Japan, die das Phänomen als erste beschrieben, nannten es Takotsubo, weil die Form der linken Herzkammer an gleichnamige Tintenfischfallen erinnert. Inzwischen wurden in einem internationalen Register 1.700 Fälle gesammelt, um das eher seltene Phänomen besser zu verstehen.
Psychischer Stress wie Trennung oder Mobbing können auch den Blutdruck nach oben treiben. “Das sind extreme psychische Belastungen, die ganz gewaltige Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System haben”, sagt Pache.
Experimente in den USA hätten gezeigt, dass seelischer Schmerz und soziale Zurückweisung im Gehirn ähnliche Regionen aktivieren wie körperlicher Schmerz wie Iris Hauth, Präsidentin der Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN), erläutert. “Es gibt einige wenige Studien, die die seelische Verarbeitung von Liebeskummer mit funktioneller Kernspintomographie darstellen”, sagt die Ärztliche Direktorin am Zentrum für Psychiatrie des Alexianer St. Joseph-Krankenhaus in Berlin. Obwohl fast jeder Mensch im Laufe seines Lebens Trennung, Schmerz und unerfüllte Liebe durchleidet: “Der Liebeskummer an sich ist wissenschaftlich relativ schlecht untersucht.”
Langzeitfolgen sind schwer nachweisbar. Bei Konzentrationsmangel, Depression oder gar Selbstmordgedanken sollten Betroffene laut Hauth einen Therapeuten oder Psychiater zu Rate ziehen.
Kaum belegbar, aber häufig beobachtet: Gerade am Valentinstag gibt es – wie an Weihnachten – Experten zufolge besonders oft Knatsch und Beziehungskrisen. “An Tagen, an denen hohe Erwartungen bestehen an die Einfühlung und das aufeinander Eingehen, kommt es natürlich leichter zur Differenz – gerade wenn die Beziehung schon vorher problematisch war”, sagt Hauth.
Es schmerzt, andere Verliebte zu sehen und selbst unglücklich zu sein.
Text: vt / dpa
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