Ihre hohen Kosten haben einen weit verbreiteten Einsatz jedoch verhindert, was in vielen Ländern zu einem restriktiven Umgang mit der Verordnung der Wirkstoffe geführt hat. Die sogenannten DAAs sind für in Frankreich lebende Patienten mit HIV-Infektion für zwei Jahre frei verfügbar gewesen (zunächst über eine temporäre Genehmigung und schließlich über Marketing getriggerte Autorisationen) – und zwar unabhängig vom Stadium einer eventuellen Leberfibrose. Die Kosten dieser Behandlung trägt die französische Sozialversicherung. Erkenntnisse darüber, ob und warum nicht alle Patienten von diesem universellen Zugang zu den Medikamenten profitierten, könnten dabei helfen, das neue französische Ziel einer Behandlung für alle zu realisieren (unabhängig vom HIV-Status).
Dieses Ziel wurde im Mai 2016 formuliert und an Richtlinien des öffentlichen Gesundheitswesens angepasst. Im Juni 2016 wurde im Nordosten Frankreichs eine Umfrage mit 10.087 HIV-infizierten Patienten durchgeführt, die alle auf HCV getestet wurden. 1.041 (10,3%) dieser Patienten waren HCV-seropositiv, und von den 742 Patienten, bei denen die Infektion nicht spontan ausheilte, wurden 308 (41,5%) erfolgreich mit der Standardtherapie behandelt (pegyliertes Interferon und Ribavirin). Von den 434 Patienten, die die neue DAA-Therapie hätten bekommen sollen, waren 235 (54,1%) bereits zuvor mit DAAs behandelt worden oder bekamen zu dem Zeitpunk DAAs, während das bei 199 (45,9%) nicht der Fall war. Die Gründe, aus denen Patienten keine Behandlung erhielten, wurden bei 183 Patienten anhand eines standardisierten Fragebogens erhoben.
Zwei Jahre nach der Möglichkeit, alle HIV-infizierten Patienten zu behandeln, waren knapp die Hälfte der Patienten effektiv mit DAAs therapiert worden. Ein Viertel der Patienten, die regelmäßig nachuntersucht wurden und denen DAAs hätten angeboten werden sollen, werden planmäßig immer noch nicht entsprechend behandelt. Die Kliniker befanden, dass bei 41% der Patienten eine DAA-Therapie nicht dringlich sei. Abhängigkeiten stellen bis heute eine Hürde für die Behandlung dar und die Tatsache, dass 11% der Patienten die Behandlung ablehnten, repräsentiert möglicherweise einen Mangel an Aufklärung oder die Sorge, die mit einer chronischen HCV-Infektion verbundene Sozialhilfe zu verlieren.
Obwohl ein HCV-Screening HIV-infizierte Patienten nicht zwangsläufig betrifft, besteht weiterhin eine Lücke zwischen allgemeiner Verfügbarkeit und einer universellen effektiven Behandlung, zum Teil verursacht durch die Kluft zwischen einer notwendigen Behandlung und der Dringlichkeit oder Möglichkeit, das entsprechend umzusetzen, und teilweise durch zugrundeliegende ökonomische Probleme. Eine Kostenreduktion für die DAAs, Aufklärung über Therapieoptionen, soziale Unterstützung, ein veränderter Umgang mit Abhängigkeiten und eine kohärente Gesundheitspolitik bezüglich Migranten sollten die Behandlungsraten erhöhen, die Viruslast senken und zur Eradikation von Epidemien beitragen.