Als Hebamme sollte sie Kindern ins Leben helfen – versuchte sie stattdessen, werdenden Müttern das Leben zu nehmen? Eine Hebamme soll versucht haben, neun Frauen bei Kaiserschnitt-Operationen zu töten. Sie steht von diesem Dienstag (26.1.) an wegen neunfachen Mordversuchs vor dem Münchner Schwurgericht.
Die 34-Jährige ist angeklagt, weil sie Frauen bei Kaiserschnitten im hessischen Bad Soden und am Münchner Klinikum Großhadern heimlich Mittel zur Hemmung der Blutgerinnung gegeben haben soll. Die Patientinnen gerieten durch diese sogenannten Blutverdünner in Lebensgefahr und konnten nur mit Notoperationen gerettet werden. Das angebliche Motiv der Hebamme: Geltungsbedürfnis und Machtdemonstration. Der Prozess ist auf acht Monate angesetzt.
Das Klinikum Großhadern hatte die vier Verdachtsfälle in dem Münchner Krankenhaus im Juli 2014 öffentlich gemacht und Anzeige erstattet. Die Hebamme war von Juli 2012 an mit befristeten Arbeitsverträgen an dem Münchner Klinikum in der Geburtshilfe tätig. Vorher hatte sie laut Anklage ihren früheren Arbeitsplatz im Krankenhaus Bad Soden verlassen müssen, weil bei Entbindungen, an denen sie mitwirkte, gehäuft Komplikationen auftraten. Ihr Münchner Chef habe von seinem Kollegen in Bad Soden eine Warnung erhalten. Daraufhin habe ein Personalgespräch stattgefunden, das aber keine Konsequenzen hatte.
Nachdem die Angeklagte 2013 und 2014 monatelang wegen Rücken- und Hüftproblemen ausfiel, wurde ihre Arbeitszeit auf die Hälfte reduziert. Damit soll die Hebamme unzufrieden gewesen sein. Das war der Staatsanwaltschaft zufolge der Grund, ihre Überlegenheit durch Manipulationen bei Kaiserschnittgeburten zu beweisen. Im Ermittlungsverfahren stritt die Hebamme die Vorwürfe ab.
Text: dpa /fw
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