Viele hoffen, dass nun Tempo in die Sache kommt: Gut drei Monate nach Beginn der Corona-Impfungen in Deutschland kommen nun die HausärztInnen ins Spiel. Noch allerdings sind die Impfstoffmengen überschaubar.
Nach dem schleppenden Start der Corona-Impfungen beginnt nun die zweite Stufe der Impfkampagne in Deutschland: In dieser Woche wollen bundesweit 35.000 HausärztInnen mit Impfungen gegen das Corona loslegen. Einige Praxen starten bereits am 06.04., andere warten noch auf Impfstoff und wollen in den nächsten Tagen folgen. Seit Beginn der Impfkampagne Ende Dezember wurden die Vakzine bisher vor allem in den bundesweit 430 Impfzentren verabreicht.
Zunächst steht den HausärztInnen nur ein überschaubares Angebot zur Verfügung. In der ersten Woche erhalten alle Praxen zusammen 940.000 Impfdosen. Das sind rein rechnerisch gut 26 Dosen pro Praxis. In der Woche vom 26. April gibt es dann aber einen deutlichen Schub, dann können die Praxen insgesamt mit mehr als drei Millionen Dosen rechnen. Das wären erstmals mehr als für die Impfzentren.
Auch für die Hausarztpraxen gilt generell die festgelegte Reihenfolge, wer zuerst geimpft werden kann. Eine zentrale Einladung für die PatientInnen gibt es nicht, wie das Bundesgesundheitsministerium erläutert. Wie sie Impftermine vergeben, können die Praxen selbst regeln - zum Beispiel per Telefon oder mit Online-Buchungen. Einzelne ÄrztInnen impfen - auch im Zuge von Modellprojekten - schon seit einiger Zeit, in Bayern war vergangene Woche Impfstart in 1.635 Praxen.
Damit gerät nun auch der nächste Schritt der Impfkampagne verstärkt in den Blick. Der Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV) fordert von der Bundesregierung, die geplanten Impfungen in den Betrieben rasch voranzutreiben, wie Verbandsdirektor Florian Reuther in Berlin sagte.
"Der Start der Impfkampagne auch durch Hausarztpraxen ist ein richtiger Schritt, doch er reicht nicht aus, um den Corona-Impfschutz so schnell wie irgend möglich an so viele Menschen wie möglich zu bringen", sagte der Direktor des PKV-Verbands. "Schon jetzt muss die Politik den nächsten Schritt vorbereiten und die Impfung in den Betrieben und bei allen anderen Arzt- und Zahnarztgruppen ermöglichen, sobald in den nächsten Wochen die Impfstofflieferungen wie erwartet ansteigen."
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte Ende März gesagt, BetriebsärztInnen sollten erst nach HausärztInnen in die Impfkampagne einsteigen. "Noch ist es zu knapp", sagte er über den verfügbaren Impfstoff. Er finde es schwierig, jüngere MitarbeiterInnen von Unternehmen zu impfen, solange die Älteren noch nicht geschützt seien.
Reuther meinte, die Infrastruktur der BetriebsärztInnen sei besonders geeignet. "Uns liegen schon jetzt zahlreiche Anfragen aus Krankenversicherungsunternehmen vor, deren Betriebsärzte sofort zur Impfung der Belegschaften bereit stehen - aber derzeit leider noch keinen Impfstoff bestellen dürfen." Viele Unternehmen hätten sich auch angeboten, die Familienangehörigen von MitarbeiterInnen ebenfalls zu impfen. Dies wäre aus Reuthers Sicht auch sinnvoll. Er forderte die Bundesregierung auf, jetzt die nötigen Organisationsfragen zu lösen - "und nicht erst dann, wenn sich die Impfstoffe auf dem Hof stapeln".