Mehr als 95% der Weltbevölkerung ist mit dem Windpockenvirus infiziert. Bis zu einem Drittel entwickeln im Laufe des Lebens daraufhin eine Gürtelrose (Herpes Zoster). Eine amerikanische Studie konnte nun ein erhöhtes Risiko für Schlaganfälle nach einer Zosterinfektion nachweisen. Die Gürtelrose ist eine virale Infektion und wird durch die Reaktivierung der Windpockenviren (Varizella Zoster) entfacht. Es kommt zu einer schmerzhaften, dermalen Hauterosion, die in einzelnen Dermatome erscheint, typischerweise auf einer Seite des Körpers. Betroffen sind meist ältere oder immunsupprimierte Patienten.
In der aktuellen Studie wurde das postinfektiöse Risiko für einen Schlaganfall oder Myokardinfarkt populationsbasiert untersucht. Für die Untersuchung wurden rund 5000 Erwachsene ab 50 Jahren, bei denen eine Episode des Herpes Zosters bestätigt wurde, einer angepassten Kontrollgruppe gegenüber gestellt. Die Risiken für einen Schlaganfall oder Myokardinfarkt wurden separat voneinander erhoben. Patienten mit einer positiven Vorgeschichte bezogen auf Schlaganfälle oder Myokardinfarkte wurden aus den Analysen ausgeschlossen. Die Risiken wurden für drei Monate, sechs Monate, ein Jahr und drei Jahre nach dem Zoster berechnet.
“Wir konnten eine Risikoerhöhung von 50% für einen Schlaganfall drei Monate nach einer Zosterinfektion nachweisen. Beachtet man, dass sie allgemein in einem schlechten Gesundheitszustand waren, ließen sich natürlich noch weitaus mehr Risikofaktoren für einen Schlaganfall ausmachen”, erklärt Barbara P.Yawn vom Zentrum für Forschung am Olmsted Medical Center, Rochester, MN. “Als Endresultat zeigte sich aber trotz allem, dass die Gürtelrose mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko über drei Monate nach der Episode assoziiert ist. Auch wenn man die anderen multiplen Risikofaktoren in die Berechnungen mit einbezieht.”
Eine Assoziation mit einem Myokardinfarkt konnten die Untersucher nicht beobachten, da in den unterschiedlichen analytischen Methoden keine Signifikanz nachweisbar war. “Wir konnten zwar eine geringe Erhöhung des Risikos für einen Myokardinfarkt nachweisen, beachtet man aber noch andere Risikofaktoren, verschwindet diese Erhöhung wieder”, erklärt Dr. Yawn.
Eine Risikoerhöhung nach den drei Monaten konnte weder für Schlaganfälle noch Myokardinfarkte beobachtet werden.
Nun stellt sich die Frage wie es zu dem nachgewiesenen Zusammenhang kommt. “Kürzlich konnten andere Studien zeigen, dass das Zostervirus scheinbar das Gefäßgewebe angreift, sowie das zentrale Nervensystem und somit eine Systemerkrankung darstellen könnte,” erklärt Dr. Yawn. “Eine andere mögliche Erklärung ist, dass der Schlaganfall eine Reaktion auf die inflammatorische Antwort des Körpers gegenüber der akuten Zosterinfektion darstellt.”
Text: esanum /sb
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