Nur zwei kleine Pikser beim Arzt sind nötig, um sich eine Masern-Infektion zu ersparen. Doch noch immer sind in Berlin zu wenige Menschen geimpft. Das Virus breitet sich weiter aus.
Die Masern-Welle in Berlin rollt weiter. Allein in der siebten Kalenderwoche steckten sich 70 Menschen neu an, wie das Landesamt für Gesundheit und Soziales berichtete. Seit dem Beginn der Welle im Oktober bis zum 18. Februar seien 530 Fälle gemeldet worden. Damit sei dieser Ausbruch der größte seit der Einführung des Infektionsschutzgesetzes im Jahr 2001. Bisher lag der Spitzenwert bei 493 Fällen im Jahr 2013. Inzwischen haben die Berliner Gesundheitsbehörden dazu aufgerufen, den Impfschutz bei Kindern und Erwachsenen zu überprüfen, um weitere Ansteckungen zu vermeiden.
Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit. Sie schwächen das Immunsystem und können bei Komplikationen zu schweren Infektionen wie Lungen- und Gehirnentzündungen führen. Seit Beginn des aktuellen Ausbruchs mussten 144 Menschen ins Krankenhaus. 426 Patienten – das sind 89 Prozent – gaben bisher an, dass sie nicht gegen Masern geimpft waren.
Der Berliner Ausbruch begann nach Angaben der Behörden im Oktober unter Asylbewerbern aus Bosnien, Herzegowina und Serbien. Ein Grund dafür sei gewesen, dass in den Bürgerkriegswirren der 1990er Jahren in Ex-Jugoslawien nicht mehr routiniert geimpft werden konnte.
Wenige Wochen nach den ersten Erkrankungen gehörte aber schon mehr als die Hälfte der neuen Berliner Masern-Patienten zur angestammten Bevölkerung. Grund: fehlender Impfschutz bei Kindern und Erwachsenen.
Inzwischen wurden Patienten zwischen vier Monaten und 59 Jahren von den Masern geplagt. Bei Deutschen trifft die größte Zahl der Infektionen weiterhin Erwachsene.
Ein Spitzenwert für gemeldete Masernfälle in der Hauptstadt waren 82 Neuerkrankungen pro Woche Ende Januar. In der ersten Februarwoche sank die Zahl auf 39. Seitdem steigt sie wieder an.
Text: dpa /fw