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Giftnotruf wird rund um die Uhr genutzt

Wenn falsche Medikamente verabreicht werden oder versehentlich ein unbekannter Pilz im Topf landet, kommt der Giftnotruf in Erfurt ins Spiel. Vor allem nachts wartet viel Arbeit auf die Experten. B

Wenn falsche Medikamente verabreicht werden oder versehentlich ein unbekannter Pilz im Topf landet, kommt der Giftnotruf in Erfurt ins Spiel. Vor allem nachts wartet viel Arbeit auf die Experten.

Beim Giftnotruf in Erfurt gehen in den Nachtstunden immer mehr Anrufe ein. Das Giftinformationszentrum arbeite seit Dezember beim Nachtdienst mit dem Zentrum in Freiburg zusammen, sagte der stellvertretende Leiter Michael Deters am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Bereits seit 2004 gebe es eine Kooperation mit dem Zentrum in Göttingen. Damit ist der in Thüringen ansässige Giftnotruf nachts alle drei Tage für insgesamt neun Bundesländer zuständig. Dann nehmen die Experten nach Angaben von Deters pro Nachtschicht zwischen 40 und 60 Anrufe entgegen, deutlich mehr als vorher.

“Mit der Kooperation sind wir bundesweit Vorreiter”, erklärte er. Vor allem in den Sommermonaten klingle das Telefon abends und nachts häufiger. “In dieser Zeit ist spürbar, dass die Menschen länger aufbleiben”, so Deters. An den Wochenenden gebe es mehr Anfragen zu Drogen. Nach seinen Worten sind die Beratungen bislang kostenlos. Für private Anrufer solle das auch so bleiben.

Im Verwaltungsrat der Beratungsstelle werde allerdings darüber diskutiert, ob die Auskünfte für Krankenhäuser kostenpflichtig werden, erklärte Deters. In den Zentren in Niedersachsen und Baden-Württemberg werden Kliniken bereits zur Kasse gebeten. “Unter den Krankenhäusern hat sich herumgesprochen, dass wir keine Kosten erheben.” So komme es nicht selten vor, dass Ärzte aus Baden-Württemberg die Experten in Thüringen um ihre Expertise bitten.

Die Berater in Erfurt geben seit 1994 schnellen Rat bei Vergiftungen in Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. Im vergangenen Jahr gab es rund 20 000 Anrufe. Deters schätzt, dass sich die Zahl in diesem Jahr leicht erhöhen wird. Ob der Anstieg im Zusammenhang mit der Kooperation stehe oder ob es mehr Beratungsbedarf gebe, könne er noch nicht sagen.

Mit 45 Prozent machen Kliniken den größten Teil der Anfragen aus – gefolgt von privaten Anrufern (34 Prozent) und niedergelassenen Ärzten (7 Prozent). Bei Erwachsenen drehen sich laut Deters 65 Prozent der Anfragen um Arzneimittel und nur vier Prozent um Pilze, Pflanzen und Tiere. Bei Kindern geht es vor allem um Arzneimittel, Chemikalien, Pflanzen, Pilze und Tiere.

Text und Foto: dpa /fw