Forscher der University of Sussex kamen zu dem Ergebnis, dass Menschen, die in ihrem Leben bereits unter einer Depression gelitten haben, später einen höheren kognitiven Rückgang verzeichneten. Ebnet eine Depression also den Weg für Demenz?
Sie kann jedem widerfahren und sie kann jederzeit zuschlagen. Nicht selten wirft sie Betroffene komplett aus der Bahn. Die Rede ist von der Depression. Im Jahr 2015 wurden 322 Millionen Menschen weltweit eine depressive Störung diagnostiziert. Zehn Jahre zuvor war die Anzahl der Diagnosen noch um 18 Prozent geringer. Hier zeichnet sich also ein rasanter Anstieg ab, der alarmierende Ausmaße annimmt.
Dass Depressionen die Lebensqualität beeinflussen, steht außer Frage. Die Bandbreite möglicher Symptome ist weit gefächert und reicht von Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen, Lustlosigkeit, Pessimismus, Antriebslosigkeit und Konzentrationsproblemen bis hin zu extremen Selbstzweifeln bei Rückschlägen. Diese Erscheinungen zeichnen sich während der Depression ab. Welche langfristigen Konsequenzen kann eine depressive Störung jedoch zur Folge haben? Genau dieser Frage haben sich nun Wissenschaftler der University of Sussex gewidmet. Im Zuge ihrer Forschungsarbeiten evaluierten sie 34 Langzeitstudien, die unter anderem Patienten mit Depressionen oder Angststörungen untersuchten. So bezog die aktuelle Studie etwa 71.000 Patientendaten mit ein. Um eine bessere Vorstellung darüber zu erlangen, wie eine depressive Störung das alternde Gehirn beeinflusst, haben die Studienautoren alle Teilnehmer ausgeschlossen, die zu Beginn der Studie an Demenz erkrankt waren. Die Studienergebnisse zeigen: Teilnehmer, die in ihrem Leben bereits unter einer Depression gelitten haben, hatten später im Leben einen höheren kognitiven Rückgang.
"Unsere Bevölkerung altert schnell und die Zahl der Menschen mit abnehmenden kognitiven Fähigkeiten sowie Demenz wird voraussichtlich in den nächsten 30 Jahren erheblich ansteigen", merkt Co-Autorin Darya Gaysina an. "Wir müssen dem psychischen Wohlbefinden unserer älteren Erwachsenen mehr Bedeutung beimessen und robuste Unterstützung für Menschen mit Depressionen und Angstzuständen bieten, um ihre Gehirnfunktion im späteren Leben zu sichern", setzt sie fort.
Das Forscherteam ist sich sicher, dass ihre Ergebnisse für den Bereich der Demenzforschung von enormer Wichtigkeit sind. Auch wenn diese Art der Studie keine kausalen Rückschlüsse zulässt, legen die Studienergebnisse nahe, dass Menschen, die bereits eine Depression hatten, sich ihrer kognitiven Gesundheit besonders widmen sollten. Dies kann zum Beispiel durch kognitives Training erfolgen, wodurch sich das Erkrankungsrisiko deutlich verringert. Eine Studie der University of South Florida belegt das und traut dem sogenannten Gehirnjogging zu, das Risiko für Demenz um 48 Prozent zu reduzieren.