In vier Jahren erreicht jeder zweite Arzt das Rentenalter. Um vor allem auf dem Land die flächendeckende Versorgung mit Hausärzten zu sichern, fördert das Land Ausbildung und Berufsstart. Ärzteverbände dringen auf mehr Studienplätze.
Das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium und Medizinerverbände wollen gemeinsam einem drohenden Ärztemangel auf dem Land entgegenwirken. Dazu stellten sie am Donnerstag in Mainz eine Fortschreibung der 2007 gestarteten Planung zur Sicherung der hausärztlichen Versorgung auf dem Land vor. Dieser "Masterplan" umfasst konkrete Vorhaben und Förderungen, die von der ärztlichen Ausbildung über Weiterbildung und Berufsausübung bis zu "lokalen Zukunftswerkstätten" in 20 Projektregionen reichen. Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) zeigte sich zuversichtlich, "dass wir mit diesem Plan als Grundlage gut in die Zukunft starten".
"Wir sind in einer schwierigen Situation", sagte der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz, Peter Heinz. "Wir werden bis 2022 fast die Hälfte der Ärzte ersetzen müssen, nicht nur im hausärztlichen, sondern auch im fachärztlichen Bereich." Diese Ärzte haben dann die Altersgrenze erreicht, praktizieren zwar vielfach noch etwas länger, suchen dann aber oft schon nach einem Nachfolger. "Ja, es drängt sehr", stimmte Bätzing der Einschätzung von Heinz zu.
Zu den Maßnahmen des "Masterplans" gehört die Förderung von Medizinstudenten, die im Praktischen Jahr das Wahlfach "Allgemeinmedizin" wählen - und damit später für die hausärztliche Versorgung im Land zur Verfügung stehen. Dieses Programm fördert künftig auch Studierende aus anderen Bundesländern, die im praktischen Jahr den Teil der Allgemeinmedizin in einer Lehrpraxis in Rheinland-Pfalz absolvieren.
Ausgeweitet wird auch die Förderung der ärztlichen Niederlassung in einer von 97 Verbandsgemeinden oder verbandsfreien Gemeinden, in denen Hausärzte in absehbarer Zeit aus Altersgründen ausscheiden. Wer sich als Arzt oder Ärztin dort niederlässt oder eine Zweigpraxis errichtet, kann eine Förderung von 15.000 Euro erhalten.
Eine Ausweitung der Studienplätze um mindestens zehn Prozent, forderte der Hauptgeschäftsführer der Landesärztekammer, Jürgen Hoffart, und Hans-Dieter Grüninger vom Hausärzteverband. Um den Ärztemangel zu bewältigen, werden nach Angaben Hoffarts zunehmend Mediziner aus Bulgarien, Rumänien oder Syrien eingestellt - "nur das kann nicht die Lösung auf Dauer sein." Hoffart kritisierte "die unsägliche Verschulung" des Medizinstudiums mit immer mehr Prüfungen und Kursen und forderte mehr akademische Freiheit für Medizinstudenten.
Auch der gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Peter Enders, forderte mehr Studienplätze in der Humanmedizin. Dringend nötig sei zudem ein Stipendienprogramm für Medizinstudenten, die sich zu einer Niederlassung auf dem Land verpflichten.
Bätzing-Lichtenthäler verwies bei den Studienplatzkapazitäten auf den "Masterplan Medizinstudium 2020". Erst müssten die darin vorgesehenen Maßnahmen umgesetzt und wirksam werden, bevor man sich mit der Kapazität an Studienplätzen beschäftigen könne. Hier sei auch der Bund sehr stark in der Verantwortung.
Der Vorsitzende des Sozialverbands VdK Rheinland-Pfalz, Willi Jäger, begrüßte die Maßnahmen. Zugleich sprach er sich aber auch dafür aus, den ländlichen Raum insgesamt aufzuwerten: "Wenn man mehr Landärzte haben möchte, muss das Leben auf dem Land insgesamt wieder attraktiver werden. Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe."