Der menschliche Körper arbeitet rund um die Uhr. Unsere biologischen Funktionen folgen dabei einem zirkadianem Rhythmus. Eine neue Studie erklärt, wie wir diese Körperuhr beeinflussen können.
Zirkadiane Rhythmen werden durch sogenannte "Masteruhren" in unserem Gehirn geregelt. Die "Masteruhr" ist eine Gruppe miteinander kommunizierender Nervenzellen im Gehirn in einem Bereich, der als suprachiasmatischer Nucleus (SCN) bekannt ist. Der SCN hat ca. 20.000 Neuronen und befindet sich im Hypothalamus. Forscher der University of Surrey in Großbritannien untersuchten die Auswirkung einer um fünf Stunden verspäteten Mahlzeit auf die "Masteruhr" des Körpers, sowie auf die peripheren zirkadianen Rhythmen. Hauptautorin Sophie M. T. Wehrens und ihre Kollegen sind er Meinung, dass die Verbindung zwischen den Essenszeiten und dem zirkadianen Rhythmus bisher nicht ausreichend untersucht wurde.
An dem 13-tägigen Experiment nahmen zehn gesunde junge Probanden teil. Die Teilnehmer bekamen drei Mahlzeiten pro Tag, dazwischen fünfstündige Pausen, die entweder sofort oder spät nach dem Aufstehen begannen.
Die frühen Mahlzeitenpausen begannen eine halbe Stunde nach dem Erwachen, während die späten Pausen fünfeinhalb Stunden danach starteten. Die Teilnehmer wurden erst daran gewöhnt, oder "akklimatisiert", sich an die frühen Essenszeiten zu gewöhnen und wurden dann für sechs Tage zu den späten Mahlzeiten geändert. Alle Gerichte hatten den gleichen Nährstoffgehalt und die gleiche Kalorienzahl.
Wehrens und ihr Team maßen den zirkadianen Rhythmus der Teilnehmer in einer konstanten 37-Stunden-Routine. Das spezielle Forschungsprotokoll ermöglichte es den zirkadianen Rhythmus der Testpersonen genau zu messen. Es beinhaltete gedimmtes Licht, kleine Snacks in regelmäßigen Abständen, reduzierte körperliche Aktivität und keinen Schlaf. Insgesamt hatte die Verspätung der Essenszeiten keinen Einfluss auf den Appetit oder die Schläfrigkeit der Teilnehmer. Auch die "Masteruhr" des Gehirns wurde nicht beeinflusst, da deren Biomarker – z.B. Melatonin- und Cortisolrhythmen und Genexpression- unverändert blieben.
Was sich jedoch signifikant veränderte waren die Blutzuckerwerte der Teilnehmer. Späte Essenszeiten verspäteten den Blutzuckerrhythmus um durchschnittlich fünf Stunden. "Eine fünfstündige Verspätung der Essenszeiten verursachte eine fünfstündige Verspätung unseres internen Blutzuckerrhythmus. Wir glauben, das dies so ist, wegen den Veränderungen in unserem metabolischen Gewebe und nicht wegen der Masteruhr im Gehirn. Wir haben erwartet Verzögerungen des Rhythmus nach den späten Mahlzeiten zu sehen, aber über das Ausmaß der Veränderungen des Blutzuckerrhythmus waren wir überrascht. Auch überrascht hat uns, dass andere metabolische Rhythmen wie Blutinsulin und Triglycerid sich nicht veränderten", sagte Mitautor Jonathan Johnston.
Die Autoren fassen zusammen: "Zeitlich festgelegte Mahlzeiten spielen eine Rolle bei der Synchronisation von peripheren zirkadianen Rhythmen beim Menschen und sind daher besonders wichtig für Patienten mit zirkadianen Rhythmusstörungen, sowie bei Schichtarbeitern und Vielreisenden."