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Gedächtnisverlust: Ist elektrische Hirnstimulation bald fester Bestandteil der Regelversorgung?

Auf einer Pressekonferenz gewährte Dr. med. Agnes Flöel Einblicke in die Welt der nichtinvasiven elektrischen Hirnstimulation. Ob Schlaganfall, Demenz oder Alzheimer, dieses Verfahren könnte neurologischen Belangen dieser Art künftig den Kampf ansagen.

Stromimpulse machen das Gehirn lernbereiter

Auf einer Pressekonferenz gewährte Dr. med. Agnes Flöel Einblicke in die Welt der nichtinvasiven elektrischen Hirnstimulation. Ob Schlaganfall, Demenz oder Alzheimer,  dieses Verfahren könnte neurologischen Belangen dieser Art künftig den Kampf ansagen. 

In der Neurologie und Neurowissenschaft ist die nichtinvasive elektrische Hirnstimulation derzeit in aller Munde. Es wird vermehrt getestet, ob diese therapeutische Intervention den Prozess der neurologischen Rehabilitation begünstigt.

Professor Dr. med. Agnes Flöel, Präsidentin der DGKN, stellte auf der Pressekonferenz im Rahmen der 62. Wissenschaftlichen Jahrestagung der DGKN Erkenntnisse klinischer Studien vor. Im Zuge des nichtinvasiven Therapieverfahrens werden Elektroden auf der Kopfhaut platziert, von denen schwache Stromimpulse ausgehen. Gleichzeitig, so Professor Flöel, werden Übungen oder Trainingseinheiten absolviert. So könne die kognitive Funktion beim Patienten verbessert werden, denn schließlich müsse die Sprachfunktion nach einem Schlaganfall auch trainiert werden.

Um mit diesem Verfahren eine Sprachstörung zu behandeln, werden Elektroden über verbleibende Sprachareale fixiert, die sich in der linken Hemisphäre befinden. Diese von außen einwirkenden Impulse würden den Lernprozess erleichtern und effektiver gestalten, so Flöel.                                               

Dies wurde auch schon getestet: Patienten mit diagnostizierter schlaganfallbedingter Sprachstörung, die das aus Sprachtraining und gleichzeitiger, anregender Hirnstimulation bestehende Therapieprogramm absolvierten, konnten Gegenstände anschließend rascher benennen. 

Anwendungsbereich weist über therapeutische Maßnahmen hinaus

Der Anwendungsbereich reicht jedoch noch viel weiter. Neben Sprachstörungen konnte auch die Gedächtnisfunktion bei Patienten mit leichter kognitiver Einschränkung verbessert werden. Diese Ergebnisse beeindrucken besonders, da eine solche kognitive Einschränkung auch ein Vorstadium der Alzheimer-Erkrankung sein kann. Anknüpfend an neurodegenerative Erkrankungen konnte gezeigt werden, dass sich die Demenzrate im 10-Jahres-Verlauf senken ließ. Dies konnte durch ein mehrwöchiges Training der Verarbeitungsgeschwindigkeit erreicht werden. 

Neben diesen therapeutischen Maßnahmen, konnte auch eine Verbesserung in nicht-medizinischen Bereichen gezeigt werden: Das Abspeichern von Gedächtnisinhalten konnte im Schlaf durch oszillierende Stimulation verstärkt werden. Steckt in dieser Innovation womöglich die Zukunft des Lernens? Stellt dieses Verfahren umstrittene Hilfsmittel wie Ritalin und Co. in den Schatten?

Gedächtnisverlust ist mit einer Veränderung neuronaler Netzwerke vergesellschaftet.  Hinweise aus der Reha und die auf der 62. Wissenschaftlichen Jahrestagung der DGKN präsentierten Erkenntnisse legen jedoch nahe, dass diese Veränderungen nicht starr, sondern modellierbar und formbar sind. Es konnte gezeigt werden, dass Stromimpulse das Training effektiver gestalten, da sie das Gehirn lernbereiter machen.

Studien, die nichtinvasive elektrische Hirnstimulation nun noch einmal auf Herz und Nieren prüfen sollen, sind bereits beantragt. Voraussichtlich werden diese 150 Studienteilnehmer mit einschließen. Wenn sich dieses Verfahren bewähren kann und die Ergebnisse entsprechend positiv ausfallen, ist eine Übernahme in die Regelversorgung nicht mehr weit entfernt.