Einst verpönt, sind Tattoos längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Der Anteil der Tätowierten hat sich in den vergangenen sieben Jahren fast verdoppelt, wie aus einer Umfrage hervorgeht. Aber nicht jeder ist dauerhaft mit seiner Tätowierung zufrieden.
Mehr als jeder fünfte Bundesbürger ist einer Umfrage zufolge tätowiert. 21,0 Prozent der Frauen und Männer sagten, sie hätten eine oder mehrere Tätowierungen. Damit habe sich der Anteil der Tätowierten in den vergangenen sieben Jahren fast verdoppelt (2012: 11,4 Prozent).
Besonders verbreitet sind Tattoos unter den 20- bis 29-Jährigen. Fast jeder Zweite (47,1 Prozent) von ihnen hat mindestens eines, wie aus der Umfrage hervorgeht. Bei den 30- bis 39-Jährigen hat jeder Dritte (33,9 Prozent) ein oder mehrere Tattoos. Bei den 40- bis 49-Jährigen sind es 28,1 Prozent und bei den 50- bis 59-Jährigen 17,1 Prozent.
Über alle Altersgruppen hinweg gaben 22,7 Prozent der befragten Männer an, tätowiert zu sein. Bei den Frauen waren es 19,3 Prozent. Fast zwei Drittel aller Befragten (63,8 Prozent) sagten allerdings: "Eine Tätowierung käme für mich nie in Frage."
Schon die AutorInnen einer 2017 veröffentlichten Studie der Universität Leipzig kamen zu dem Ergebnis: "Jeder fünfte Deutsche ist tätowiert. Und es werden mehr." Die Lust darauf nehme vor allem bei Frauen und älteren Menschen zu, hieß es damals.
Die Initiatoren der Leipziger Studie sprachen von einer Werteverschiebung. "Früher gehörten Tattoos und Piercings in die Schmuddelecke. Seemänner und Prostituierte waren tätowiert. Heute gelten Menschen mit Körpermodifikationen als aufgeweckte, interessierte Menschen, die sich zu einer sozialen Gruppe bekennen", kommentierte Elmar Brähler, emeritierter Professor für Psychologie an der Universität Leipzig, die Studienergebnisse.
Allerdings ist nicht jeder dauerhaft mit seiner Tätowierung zufrieden. In der Umfrage sagten 6,8 Prozent der Tätowierten, dass sie ihre Tattoos bereuen.
Per Laser Tattoos entfernen - das dürfen in Deutschland ab Ende 2020 nur noch ÄrztInnen. Grund ist eine neue Verordnung zum Strahlenschutz. Bisher bieten beispielsweise auch private Kosmetikstudios solche Eingriffe an. Das Bundesamt für Strahlenschutz warnt vor Verbrennungen, Pigmentveränderungen, Entzündungen und Narbenbildung, wenn der Laser nicht richtig eingesetzt wird.
Auch Tätowierungen an sich sind mit Gesundheitsgefahren verbunden. So können nicht nur Tattoo-Farben, sondern auch die verwendeten Nadeln wahrscheinlich Allergien auslösen. "Beim Tätowieren können sich Chrom- und Nickelpartikel von den Nadeln lösen und über das Blut in die Lymphknoten gelangen", erklärte kürzlich Ines Schreiver vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Sie hatte mit KollegInnen Ende August eine Studie dazu im Journal Particle and Fibre Toxicology veröffentlicht.
Habe es vor 30 Jahren bundesweit gerade einmal zwei Dutzend Tattoostudio-Inhaber gegeben, sind es mittlerweile rund 8.000. "Da gibt es viel Licht und Schatten", sagte Maik Frey vom Verband Deutsche Organisierte Tätowierer dem Magazin. "Wir würden es begrüßen, wenn jeder Tätowierer ein Hygieneseminar besuchen müsste."