Kinder, die nach einer gewöhnlichen Erkältung ein starkes Giemen und Schwierigkeiten beim Atmen entwickeln, verbuchen ein erhöhtes Risiko einer Erkrankung der unteren Luftwege. Diese Patienten würden von einer kalkulierten Antibiotikagabe bei den ersten Anzeichen einer Erkältung profitieren, berichtet nun ein Artikel aus dem Journal of the American Medical Association (JAMA).
Kleine Kinder sind häufig von respiratorischen Infektionen betroffen. Die meisten Patienten erholen sich schnell und gut von den typischen Erkältungssymptomen wie Husten und Schnupfen. Ein Großteil entwickelt jedoch ernsthafte Krankheiten, aus denen Atmungsschwierigkeiten resultieren. Ein Besuch in der Notaufnahme ist unabdingbar.
In einer neuen Studie untersuchen Dr. Leonard Bacharier und seine Kollegen von der Washington Universität in St.Louis, die Wirkung einer frühzeitigen Antibiotikagabe bei Kindern. An der Studie nahmen neun medizinische Zentren der Vereinigten Staaten teil. Die Probanden hatten eine Anamnese von Erkrankungen des unteren Respirationstraktes und waren andernfalls gesund. Insgesamt 607 Kinder im Alter zwischen 12 Monaten und sechs Jahren erhielten entweder das Antibiotikum Azithromycin oder ein Placebo. Den Eltern wurde das Präparat mit nach Hause gegeben, sie wurden instruiert bei den ersten Anzeichen einer Erkältung, ihren Kindern das Antibiotikum oder das Placebo zu verabreichen. Das Forscherteam erklärte den Eltern vorab hinreichend, welche Symptome auf den Beginn einer Erkältung hinweisen, sodass alle Eltern die gleichen Voraussetzungen hatten.
In beiden Gruppen kam es zu einer vergleichbaren Anzahl an Infektionen des Respirationstraktes, jedoch war das Ausmaß der Krankheit verschieden. Insgesamt wurden 92 Fälle als “schwer” eingestuft, da die Therapie die Verabreichung von Kortikosteroiden benötigt. Von diesen 92 Fällen waren 57 in der Placebo-Gruppe und 35 in der Gruppe, die Azithromycin erhalten hatte.
Das Antibiotikum wurde in der höchstmöglichen Dosierung verabreicht, um die antiinflammatorischen Effekte des Präparates zu maximieren. Jedoch ist nicht genau bekannt, ob die Dosis einen direkten Einfluss auf die Stärke der antiinflammatorischen Wirkung hat.
Heutzutage spielen Antibiotikaresistenzen eine immer größere Rolle. Um sich mit dieser Thematik zu beschäftigen, untersuchten die Forscher die Resistenzen gegenüber Azithromycin in einer Subgruppe von 86 Patienten am St. Louis Kinderkrankenhaus.
Bei einigen der Kinder, die während der Studie Azithromycin erhalten haben, konnten Azithromycin-resistente Keime im Rachen am Ende der Behandlung festgestellt werden. Jedoch wurden auch bei Kindern, die nur das Placebo bekommen hatten, im gleichen Umfang Azithromycin-resistente Keime im Rachenraum nachgewiesen.
Der Effekt des Azithromycins auf die Entwicklung einer Antibiotikaresistenz, ist noch nicht vollkommen verstanden. Hier bedarf es weiterer Forschung. In der Studie war eine Azithromycin-Resistenz kein Anhalt für ein schlechtes Ergebnis.
Generell muss die Verschreibung von Antibiotika jedoch mit Vorsicht geschehen.
Die Ergebnisse der Studie weisen darauf hin, dass eine frühe Intervention mit Antibiotika das Risiko für Kinder minimieren kann, eine schwerwiegende respiratorische Erkrankung zu entwickeln. Auch die Kinder, die unter einer Azithromycintherapie eine schwere Beeinträchtigung entwickelt haben, zeigten weniger Symptome als die Kinder, die das Placebo erhielten.
In dieser Situation ist die Behandlung mit oralen Kortikosteroiden wie Prednisolon zum Standard geworden. Nun kristallisieren sich Hinweise heraus, dass diese Therapie bei jungen Patienten nicht von Vorteil ist. Sobald bei Kindern die Erkältung progredient verläuft, sind die Standardinterventionen mit Prednisolon nicht wirksam genug. Daher wächst momentan das Bemühen, Wege zu finden, eine Progression der oberen Atemwegserkrankungen bis hin zu unteren Atemwegserkrankungen, vorzubeugen.
Text: esanum/ ab
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