Der Gesundheitskonzern ist weiter auf Einkaufstour. Er legt Milliarden für einen US-Hersteller von Nachahmermedikamenten auf den Tisch - und kauft auch in Hessen kräftig zu.
Der hessische Gesundheitskonzern Fresenius sorgt in der Pharma-Branche mit zwei Übernahmen für Furore. Hatten die Bad Homburger erst kürzlich mit der gut 5,7 Milliarden Euro teuren Übernahme der spanischen Krankenhauskette Quirónsalud den größten Kauf ihrer Firmengeschichte abgeschlossen, schlägt Fresenius nun in den USA und beim Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck zu.
So übernimmt die Fresenius-Flüssigmedizintochter Kabi für 4,3 Milliarden Dollar (rund 3,96 Mrd Euro) den US-amerikanischen Generikahersteller Akorn, wie Fresenius am späten Montagabend mitteilte. Dazu kommen Schulden der Amerikaner in Höhe von 450 Millionen Dollar. Außerdem steigt der Dax-Konzern über den Kauf des Biosimilars-Bereichs von Merck in das Geschäft mit Nachahmermitteln von biopharmazeutisch hergestellten Arzneien ein.
Merck hatte das Biosimilars-Geschäft im Jahr 2012 gegründet, dort bislang aber keine Umsätze erwirtschaftet. Der Konzern hat den Bereich zum Verkauf gestellt, um sich stärker auf sein Pharma-Geschäft zu konzentrieren. Erst vor kurzem war den Darmstädtern mit dem Antikörper Avelumab zur Krebsimmuntherapie mit einem ersten Zulassungserfolg in den USA ein Durchbruch gelungen.
Die Fresenius-Tochter Kabi, die unter anderem Infusionen anbietet, will nun das Biosimilars-Geschäft in Partnerschaft mit Merck vorantreiben und erwartet erste Umsätze Ende 2019. "Biosimilars sind ein schnell wachsendes Segment des Pharma-Markts", erklärte Kabi-Vorstand Mats Henriksson. "In den nächsten Jahren werden einige der größten Marken-Biopharmazeutika ihren Patentschutz verlieren." Danach kann Fresenius Nachahmermedikamente deutlich günstiger für eine größere Gruppe von Patienten anbieten.
Für den Bereich von Merck zahlt Fresenius einen Kaufpreis von bis zu 670 Millionen Euro. In einem ersten Schritt fließen 170 Millionen Euro direkt nach der für das zweite Halbjahr erwarteten Übernahme. Hinzu kommen mögliche Zahlungen von bis zu 500 Millionen Euro, die an das Erreichen von Entwicklungszielen geknüpft sind. Merck soll zudem umsatzbezogene Zahlungen im einstelligen Prozentbereich erhalten.
Über den Kauf des Akorn-Konzerns, der fast ausschließlich in den USA ein breites Produktangebot über intravenös zu verabreichende Arzneimitteln, Cremes, Salben bis hin zu Flüssigmedikamenten vertreibt, war bereits seit längerem spekuliert worden. An der Börse stiegen Fresenius-Aktien am Dienstag nur leicht. Papiere von Merck verteuerten sich hingegen um mehr als zweieinhalb Prozent auf gut 107,35 Euro und setzten sich damit an die Spitze im Leitindex Dax.
Den Abschluss der Übernahme von Akorn peilt Fresenius Kabi bis Anfang 2018 an. An den mittelfristigen Gewinnzielen von Fresenius ändern die Transaktionen nichts, der Konzern bestätigte seine Prognose für das Jahr 2020 von 2,4 bis 2,7 Milliarden Euro.