Hier gibt es nun neue Fortschritte. Erarbeitet wurden sie in einer Kooperation der Professoren Christoph Winkler (Fakultät für Biowissenschaften, National University of Singapore, NUS) und Manfred Schartl (Biozentrum, Julius-Maximilians-Universität Würzburg, JMU); veröffentlicht sind die Ergebnisse im Fachjournal PNAS.
Das Team hat bei einer genetischen Analyse des Laborfisches Medaka (Oryzias latipes) das kleine Protein CXCL9 als wichtigen Akteur identifiziert, der die Rekrutierung von knochenabbauenden Zellen kontrolliert.
Unter osteoporotischen Bedingungen sammelt sich das kleine Protein in Reservoirs an, die auch Vorläufer von knochenabbauenden Zellen enthalten. Diese Vorläufer produzieren auf ihrer Zelloberfläche den Rezeptor CXCR3. Dieser wird vom Protein CXCL9 aktiviert, die Vorläuferzellen werden dadurch mobilisiert und wandern über weite Strecken zum Knochen, wo sie mit ihrer destruktiven Arbeit beginnen.
Quelle: University of Singapore / Tan Wen Hui
Sowohl von CXCL9 als auch von seinem Rezeptor CXCR3 ist seit langem bekannt, dass sie die Wanderung von Immunzellen zu Entzündungsherden modulieren, zum Beispiel bei Psoriasis und rheumatoider Arthritis. Es gibt mehrere chemische Hemmstoffe, die die Aktivität von CXCR3 blockieren, in klinischen Tests zur Behandlung von Psoriasis bisher aber wenig Erfolg zeigten.
In PNAS zeigt das internationale Forschungsteam nun, dass genau diese Hemmstoffe hochwirksam die Rekrutierung von knochenabbauenden Zellen blockieren und den Knochen vor der Osteoporose schützen.
Das Fazit der Professoren Schartl und Winkler: "Unsere Studien eröffnen neue Wege zur Osteoporose-Therapie. Die neue Strategie ermöglicht eine fein abgestimmte Modulation der Anzahl der knochenabbauenden Zellen, die in die Knochenmatrix rekrutiert werden, anstatt eine generelle Blockade dieser Zellen wie bei herkömmlichen Therapien. Das hat große Vorteile, da ein übermäßiger Knochenabbau gezielt verhindert werden kann, der normale Knochenumsatz aber erhalten bleibt. Das bietet das Potenzial, erhöhte Frakturrisiken bei Osteoporose-PatientInnen zu vermeiden und gesunde Knochen für eine verbesserte Lebensqualität zu erhalten."
Die Bisphosphonate-assoziierte Kiefernekrose (MRONJ) ist eine potentiell schwerwiegende Erkrankung, da sie mit relevanten funktionellen Beeinträchtigungen und insgesamt mit einer Minderung der mundbezogenen Lebensqualität einhergehen kann. Die Prävalenz unter Patienten die Bisphosphonate erhalten beträgt 0,5%! Alleine ist das ein Grund dafür, neue Medikamente zu entwickeln.
Quelle:
Cxcl9l and Cxcr3.2 regulate recruitment of osteoclast progenitors to bone matrix in a medaka osteoporosis model. PNAS 2020.