Wenn die sehr komplexen Einflussfaktoren auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Kinder effektiv erforscht werden und die Erkenntnisse der Krankheitsprävention zugutekommen sollen, bedarf es einer Bündelung der Medizinforschung, bei der die einzelnen Spezialisten eng zusammenarbeiten.
Diese neue Form erfordere eine eigene Struktur, die schlussendlich auch von den bereits bundesweit vorhandenen Potenzialen profitiert. Dafür sei die Hilfe des Bundes nötig. Das ist der Tenor der hochkarätig besetzten Veranstaltung "Die Zukunft der Gesundheitsforschung für Kinder und Jugendliche" in der Landesvertretung des Freistaates Sachsen beim Bund am 28. Juni 2017.
Sachsens Wissenschaftsministerin Dr. Eva-Maria Stange diskutierte dazu mit Prof. Dr. Otmar D. Wiestler, dem Präsidenten der Helmholtz-Gemeinschaft, mit Prof. Dr. Fred Zepp, dem ehemaligen Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V., mit Prof. Wieland Kieß, Initiator der LIFE-Child-Studie der Universität Leipzig, mit Prof. Dr. Martin von Bergen, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ, Leipzig und anderen Fachleuten. Die Wissenschaftsministerin betonte: "Wir nehmen anhand der Zunahme bestimmter Erkrankungen wie Adipositas, Allergien und Verhaltensänderungen bei Kindern wahr, wie Umwelt, soziale Faktoren und Lebensgewohnheiten sich negativ auf die Kindergesundheit auswirken können."
"Bei vielen Zivilisationskrankheiten, die heute ein Problem in unserer Gesellschaft darstellen, liegen die Wurzeln in der Kindheit. Durch unsere langjährige Erfahrung im Bereich der pädiatrisch-klinischen Forschung und der Expertise der schon etablierten Kinderkohorte der LIFE-Child-Studie haben wir in Leipzig einen umfangreichen wissenschaftlichen Fundus erworben. Dieser Fundus ist ein einzigartiger Schatz, der für die Forschung der Kindergesundheit und damit für die Zukunft unserer Gesellschaft gehoben werden kann", so Prof. Dr. Kiess.
Prof. Dr. Georg Teutsch, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des UFZ erklärte: "Unsere Forschung reicht von der individuellen, komplexen Exposition gegenüber Umweltbelastungen, deren Einfluss auf molekulare Signalwege bis hin zu den Effekten im Gesamtorganismus. So bringen wir nicht nur eine exzellente chemische und biochemische Analytik in die angestrebte Partnerschaft ein, sondern auch die seit 2006 laufende Mutter-Kind-Studie LINA, in die mehr als 1.200 Mütter und Kinder integriert sind."
Bei der Tagung in Berlin diskutierten rund einhundert Vertreter aus Medizin, Forschung, Gesellschaft, Krankenkassen und Sozialverbänden die zukünftigen Notwendigkeiten in der Gesundheitsforschung für Kinder und Jugendliche. Dabei wurden besonders Politik und Arzneimittelhersteller aufgefordert, auf die speziellen Bedingungen für Erforschung, Behandlung und Prävention von Krankheiten im frühen Alter einzugehen. Während die medizinische Versorgung für Kinder und Jugendliche gut organisiert sei, bedürfe es für die Forschung auf diesem Spezialgebiet neuer Strukturen, idealerweise in Form von Bündelung und, damit verbunden, der Nutzung von Synergieeffekten im wissenschaftlichen Bereich.