Den einen stechen sie wie wild, den anderen verschonen sie: Mücken sind wählerisch. Das Risiko für Mückenstiche wird vom eigenen Erbgut mitbestimmt, zeigen Forscher nun mit einer Untersuchung(DOI:10.1371/journal.pone.0122716) an eineiigen und zweieiigen Zwillingen. Die Gene beeinflussten vermutlich den Körpergeruch, schreiben sie im Fachblatt PLOS ONE. Würden sie ausfindig gemacht, ließen sich auf Basis dieser Daten eventuell bessere Abwehrmittel entwickeln.
Dass Mücken nicht auf jeden Menschen gleichermaßen fliegen, ist schon länger bekannt. Schwangere werden etwa häufiger gestochen als andere Frauen, schreiben die Forscher um James Logan von der London School of Hygiene and Tropical Medicine. Auch dickere Menschen und solche mit höherer Körpertemperatur scheinen für Mücken besonders attraktiv zu sein.
Häufig werde die Ernährung als Erklärung für die unterschiedliche Anfälligkeit herangezogen, erläutern die Wissenschaftler weiter. Knoblauch und Bier sollen demnach zum Beispiel vor Stichen schützen. In wissenschaftlichen Studien habe sich dies allerdings nicht belegen lassen. Dass der Körpergeruch das Mückenstich-Risiko beeinflusst, sei hingegen bereits gezeigt. Allerdings sei der zugrundeliegende Mechanismus bisher unklar.
Um ihn aufzuspüren, nutzen die Forscher einen speziellen Testparcour: Sie ließen Tigermücken (Aedes aegypti) in einem Flugkanal fliegen, der sich nach einer kurzen Strecke wie ein Y in zwei Wege aufspaltete. Die Mücken konnten sich je nach bevorzugtem Geruch für einen der beiden Kanäle entscheiden. Am oberen Ende der Kanäle steckte jeweils die Hand einer Versuchsperson. Teilnehmer waren 18 eineiige – also genetisch weitgehend identische – und 19 zweieiige weibliche Zwillingspaare, deren Erbgut sich wie das anderer Geschwister erheblich unterscheidet.
Die Auswertung zeigte, dass die Beliebtheit der eineiigen Zwillinge bei den Mücken sehr ähnlich war. Die zweieiigen Zwillinge waren hingegen unterschiedlich stark begehrt. Dies weise darauf hin, dass die Gene das Mückenstich-Risiko beeinflussen, schreiben die Forscher. Die Erblichkeit sei in etwa so stark ausgeprägt wie bei Körpergröße und Intelligenz. Nun sollen in weiteren Untersuchungen die entscheidenden Gene gefunden und die Steuermechanismen dafür identifiziert werden.
“Wenn wir die genetische Basis für die Variation zwischen Individuen verstehen, könnte es möglich sein, maßgeschneiderte Mittel zur besseren Kontrolle der Mücken und neue Abwehrmöglichkeiten zu entwickeln”, sagte James Logan. Dies erlaube auch einen besseren Schutz vor den Krankheiten, die die Insekten übertragen können – Tigermücken zum Beispiel das Dengue-Fieber.
In einem anderen Versuch hatten US-Wissenschaftler den Geruchssinn zweier Mückenarten genetisch so manipuliert, dass sie Menschen nicht mehr riechen konnten. Obwohl Mücken noch andere Ortungs-Taktiken haben, um an Blut zu kommen, könne der neue Ansatz für den Kampf gegen Malaria und Dengue-Fieber interessant werden, schrieben sie im Fachmagazin Nature. Andere Forscher arbeiten an einer “chemischen Tarnkappe” – einem Wirkstoff, der die Riechzellen der Mücken blockiert, mit denen sie den verlockenden Duft menschlicher Haut und das ausgeatmete Kohlendioxid wahrnehmen.
Text: dpa /fw