Ob nach einem schweren Unfall oder bei Tumor-Erkrankungen - viele Patienten werden zur Untersuchung in einen Computertomografen geschoben. Was bislang möglich ist, reicht Forschern aber nicht aus.
Magdeburger Forscher wollen flexibel nutzbare und strahlenärmere Computertomographen (CT) entwickeln. Bislang seien Soft- und Hardware der Geräte abgeschlossen, die Hersteller hätten die komplette Kontrolle, sagte Georg Rose, Sprecher des Medizintechnik-Forschungscampus Stimulate, am Donnerstag in Magdeburg zum Auftakt des dreijährigen Projekts. Wissenschaftler verschiedener Disziplinen wollten einen CT-Prototypen mit einem flexiblen System entwickeln. Ziel ist, auch Kinder untersuchen zu können. Bislang ist die Strahlendosis so hoch, dass darauf oft verzichtet wird. Das Projekt wird den Angaben zufolge mit rund 4,4 Millionen Euro vom Bundesforschungsministerium gefördert.
Computertomografen sind ringartige Großgeräte und erlauben Medizinern einen genauen Blick in den Körper. Sie erzeugen Schichtbilder des Körperinneren samt Knochen und Weichgewebe. Bis zu 2000 Bilder je Sekunde entstehen und können zu dreidimensionalen Darstellungen zusammengefügt werden. Allerdings ist die Strahlenbelastung hoch.
Die Forscher wollen die Belastung laut Rose senken, indem etwa Erkenntnisse aus anderen Untersuchungen einbezogen werden. Bislang sei das nicht möglich. Um beispielsweise andere Daten einfließen zu lassen oder weitere Geräte wie Kameras oder Infrarotsensoren anschließen zu können, solle der neue offene CT-Prototyp entstehen. Eine superschnelle Datenübertragung soll bildgestützte Operationen ermöglichen.
An der Entwicklung des flexiblen Computertomographen sind den Angaben zufolge Wissenschaftler verschiedener Disziplinen beteiligt etwa aus der Elektrotechnik, der Informationstechnik, dem Maschinenbau und der Medizin.
Die Wissenschaftler können sich auch Anwendungsmöglichkeiten außerhalb der Medizin vorstellen, etwa beim Scannen von Gepäck an Flughäfen - dort kämen dieselben Geräte zum Einsatz, sagte Rose. Die Universität Magdeburg sieht in der Medizintechnik einen großen Schwerpunkt und Motor für Innovation. Der Staatssekretär aus dem Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung, Jürgen Ude, hob die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft hervor. Auf dem Medizintechnik-Forschungscampus Stimulate arbeiten mehr als 25 Partner in einer öffentlich-privaten Partnerschaft zusammen an diversen Projekten.