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Forscher belegen Zusammenhang von Zika und Mikrozephalie

Ist das mysteriöse Zika-Virus für Schädelfehlbildungen und andere gravierende Gesundheitsprobleme verantwortlich? Seit langem suchen Forscher nach einem Nachweis – nun ist US-Experten ein Dur

Ist das mysteriöse Zika-Virus für Schädelfehlbildungen und andere gravierende Gesundheitsprobleme verantwortlich? Seit langem suchen Forscher nach einem Nachweis – nun ist US-Experten ein Durchbruch gelungen.

Zika-Viren schaden Ungeborenen und lösen die Schädelfehlbildung Mikrozephalie aus: Den Nachweis dafür hat die US-Gesundheitsbehörde CDC am Mittwoch (Ortszeit) vorgelegt. Der Zusammenhang war seit Monaten vermutet worden, einen Beweis gab es aber bislang nicht. Das tropische Virus hat sich in den vergangenen Monaten rasend schnell vor allem in Lateinamerika ausgebreitet.

Mikrozephalie führt häufig zu Entwicklungsverzögerungen und geistigen Beeinträchtigungen. Erst am Dienstag hatte die CDC in Washington erklärt, das Virus sei viel gefährlicher als bislang angenommen.

CDC-Direktor Tom Frieden sagte nun, der Beweis des Zusammenhangs sei ein Wendepunkt im Kampf gegen Zika. Es blieben dennoch viele Fragen offen. Vor allem: Wie häufig löst eine Ansteckung mit dem Virus tatsächlich Mikrozephalie aus? Die US-Experten wiesen darauf hin, dass auch der Nachweis nicht bedeute, dass jede einzelne Zika-Infektion Ungeborenen tatsächlich schade. Frieden betonte: “Wie man während des jüngsten Ausbruchs von Zika sehen konnte, haben einige infizierte Frauen Kinder zur Welt gebracht, die gesund zu sein scheinen.”

Bericht zeigt Kette verschiedener Beweise

Die Ergebnisse der CDC-Forscher wurden im New England Journal of Medicine veröffentlicht. Der Bericht beschreibt, dass es nicht den einen Beweis für den Zusammenhang gebe, sondern vielmehr eine Kette aus Beweisen verschiedener Studien sowie lange Untersuchungen dazu geführt hätten. Weitere Forschungen seien trotzdem dringend nötig.

Schwangere sollten möglichst nicht in Gegenden mit Zika reisen. Wenn sie in einem Zika-Gebiet sind, sollten sie Moskitostichen unbedingt vorbeugen. Außerdem, so die CDC, sollten alle Paare in Zika-Gebieten eine sexuelle Übertragung mit geeigneten Mitteln verhindern.

Brasilien ist bisher mit Abstand am stärksten betroffen vom Zika-Virus, das in rund 50 Ländern aufgetaucht ist. Die Zahl der Infektionen wird allein dort auf über eine Million geschätzt. Die Zahl der bestätigten Mikrozephalie-Fälle ist nach Angaben des Gesundheitsministeriums auf 1113 gestiegen, in 189 Fällen konnte das Zika-Virus bei den Müttern nachgewiesen werden. Auch brasilianische Forscher hatten zuletzt Alarm geschlagen, dass Zika gefährlicher als vermutet sein könnte.

Zika könnte auch Schädigungen nach der Geburt verursachen

So sagte der Zika-Forscher Stevens Rehen vom Instituto D’Or der Deutschen Presse-Agentur in Rio de Janeiro, es könne nicht nur bei Embryonen, sondern auch nach der Geburt Effekte durch Zika geben. So könne durch die Schädigung von Nervenzellen Hör- und Sehverlust eintreten. Er verweist zudem auf den auffälligen Anstieg des Guillain-Barré-Syndroms (GBS) in der Region. Die Lähmungskrankheit kann zum Tod führen.

Hauptüberträger des Virus ist die Gelbfiebermücke Aedes Aegypti. Die Art, die auch Dengue überträgt, ist auf 80 Prozent der Landesfläche Brasiliens aktiv, Zehntausende Soldaten beteiligen sich an der Eliminierung von Brutplätzen. In rund 80 Prozent der Fälle verläuft eine Infektion aber so glimpflich, dass Betroffene diese gar nicht bemerken – Symptome sind Hautrötungen, Kopf- und Gliederschmerzen. Bisher gibt es keinen Impfstoff.

Die Organisatoren der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro (5.-21. August) betonen, die Moskitos seien im südamerikanischen Winter kaum aktiv und die Zika-Gefahr daher gering. Bisher verläuft der Ticketverkauf insgesamt sehr schleppend – befürchtet wird, dass vor allem weniger Touristen aus dem Ausland kommen könnten.

Im Bundesstaat Rio de Janeiro gibt es seit Beginn der systematischen Erfassung im Oktober 35 bestätigte Fälle von Schädelfehlbildungen – als Definition hierfür gilt ein Kopfumfang von 32 Zentimetern und weniger.

Text und Foto: dpa /fw