Die Versorgung der neu ankommenden Flüchtlinge stellt die Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen vor große Herausforderungen. Vor allem Sprachbarrieren seien zum Teil erheblich und sorgten für eine zusätzliche Belastung in den Notaufnahmen, berichteten mehrere Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Auch auf die Behandlung von seltenen Infektionen und Krankheiten wie Tuberkulose müssten sich die Ärzte erst wieder einstellen, sagte der Sprecher der Krankenhausgesellschaft NRW, Lothar Kratz.
Einige Krankenhäuser haben deshalb damit begonnen, ihre Mitarbeiter in speziellen Schulungen auf die neuen Aufgaben vorzubereiten. “Wir hatten bereits mehrere Ganztagskurse für Ärzte, Pflegende und die Verwaltung”, sagte ein Sprecher der Uniklinik in Essen. “Dabei ging es um Sprache, interkulturelle Aspekte und den Umgang mit traumatisierten Flüchtlingen.” Auch an der Uniklinik in Köln werden nach Angaben eines Sprechers entsprechende Kurse durchgeführt.
Noch sorgt die Behandlung von Flüchtlingen in den Notaufnahmen aber nicht durchgängig für eine wesentlich höheren Arbeitsbelastung. “Wir kommen gut zurecht”, hieß es an der Uniklinik Essen. Am Klinikum Dortmund halte sich die Zahl der Behandlungen von geflohenen Menschen ebenfalls in Grenzen. “Das wird möglicherweise in der nahenden Infektzeit im Winter noch anders, gerade in der Kinderklinik”, sagte ein Sprecher
Die großen Kliniken im Rheinland und im Ruhrgebiet sind nur selten mit der sogenannten Erstuntersuchung betraut, der sich jeder neu ankommende Flüchtling unterziehen muss. Dabei werden die Menschen auf Tuberkulose und Infektionen geröntgt. In Dortmund, Essen, Köln und Düsseldorf übernehmen das die Gesundheitsämter – häufig direkt in den Erstaufnahmeeinrichtungen oder bei niedergelassenen Radiologen. Dadurch hält sich die Belastung an den Krankenhäusern in Grenzen.
Anders sieht es dort aus, wo die Krankenhäuser auch für die Erstuntersuchungen der Flüchtlinge zuständig sind, wie etwa in Bielefeld oder in Siegburg. “Wir röntgen und untersuchen täglich im Schnitt 40 bis 80 Menschen auf Tuberkulose und andere Krankheiten”, sagte ein Sprecher des städtischen Klinikums Bielefeld. Pro Schicht seien derzeit ein bis zwei Mitarbeiter mehr eingesetzt. “Die Belastung ist extrem gewachsen”, hieß es.
Auch am Klinikum in Siegburg müssen täglich mindestens 30 Flüchtende untersucht werden. “Wir haben uns darauf aber gut eingestellt”, sagte eine Sprecherin. Die Untersuchungen fänden am frühen Morgen statt, wenn der Andrang in der Notaufnahme noch niedrig sei. In Leverkusen helfen die Krankenhausärzte auf freiwilliger Basis bei den Erstuntersuchungen vor Ort.
Der Sprecher des Gesundheitsamts Düsseldorf warnt jedoch: “Es gibt Einrichtungen, in denen noch kein einziger Mensch geröntgt wurde. Das könnte bald zu einem großen Problem werden.”
Text und Foto: esanum /fw