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Extremtemperaturen können Diabetikern gefährlich werden

Zurzeit wird vielerorts über große Hitze gestöhnt – die Diskussion um Klimaveränderungen mit immer mehr Extremtemperaturen hat Fahrt aufgenommen. Patienten mit Diabetes könnten hierdurch besonders gefährdet sein – nach einer aktuellen Studie aus Hong Kong wird bei ihnen das Herzinfarktrisiko deutlich stärker durch besonders kalte oder warme Umgebungstemperaturen beeinflusst als bei Nicht-Diabetikern.

Bei großer Hitze oder Kälte drohen vermehrt Herzinfarkte

Zurzeit wird vielerorts über große Hitze gestöhnt – die Diskussion um Klimaveränderungen mit immer mehr Extremtemperaturen hat Fahrt aufgenommen. Patienten mit Diabetes könnten hierdurch besonders gefährdet sein – nach einer aktuellen Studie aus Hong Kong wird bei ihnen das Herzinfarktrisiko deutlich stärker durch besonders kalte oder warme Umgebungstemperaturen beeinflusst als bei Nicht-Diabetikern.

Bereits in früheren Studien wurde gezeigt, dass extreme Umgebungstemperaturen Diabetikern nicht gerade zuträglich sind. Danach können sehr niedrige oder hohe Temperaturen die Blutzuckerkontrolle verschlechtern und die Mortalität von Patienten mit Diabetes erhöhen. Die steigende globale Durchschnittstemperatur bei gleichzeitig zunehmender Diabetes-Inzidenz wurde daher auch schon als "duale Bedrohung" bezeichnet.

Einer der Haupttodesursachen von Patienten mit Diabetes ist der akute Myokardinfarkt (AMI). Holly Chin Yu Lam und ihre Arbeitsgruppe aus Hong Kong gingen daher der Frage nach, welchen Einfluss Extremtemperaturen bei Diabetikern im Vergleich zu Nicht-Diabetikern auf das Herzinfarkt-Risiko haben.

Dazu werteten sie die Daten von allen 53.769 Patienten in Hong Kong aus, die in Hong Kong zwischen 2002 und 2011 mit einem AMI stationär aufgenommen worden waren und korrelierten sie mit den jeweiligen Temperaturen am Aufnahmetag und weiteren meteorologischen Parametern. 30,8 % dieser Patienten wiesen als Vorerkrankung einen Diabetes auf, 61,7 % waren männlich und 48,9 % waren 75 Jahre und älter. Bei drei Viertel der Patienten handelte es sich um den ersten Krankenhausaufenthalt aufgrund eines Herzinfarktes. 20,5 % der Diabetiker und 19,2 % der Nichtdiabetiker verstarben noch im Krankenhaus an dem Infarkt. 

Die kalte Jahreszeit

Etwa die Hälfte aller Patienten (54,7 %) hatte den Herzinfarkt in der "kalten" Jahreszeit erlitten, was in Hong Kong in diesem Zeitraum einer mittleren Tagestemperatur von +19,3°C und einer Luftfeuchtigkeit von 78 % entsprach. Sowohl bei Diabetikern als auch bei Nicht-Diabetikern war die Herzinfarktrate umso höher, je niedriger die Temperaturen waren (wobei Minusgrade wie bei uns üblich gar nicht vorkamen). Die Temperaturabhängigkeit war aber bei Diabetikern deutlich ausgeprägter und die Temperaturschwelle mit Zunahme der Krankheitsfälle lag höher. Am größten war der Unterschied zwischen Diabetikern und Nicht-Diabetikern bei jüngeren unter 75-jährigen Patienten (RRR 1,66), bei Männern (RRR 1,91) und bei Erstaufnahmen (RRR 1,55).

Innerhalb der Diabetiker-Kohorte war das erhöhte Risiko bei kaltem Wetter bei Männern am stärksten ausgeprägt.

Die warme Jahreszeit

Hier lag die mittlere Tagestemperatur bei 27,8°C  bei einer Luftfeuchtigkeit von 80 %. Bei Diabetikern nahm die Herzinfarktrate bei steigenden Temperaturen deutlich zu, wobei die "ideale" Temperatur mit der niedrigsten AMI-Morbidität bei 28,8°C lag. Das Exzessrisiko nach besonders heißen Tagen hielt über vier Tage an. Besonders ausgeprägt war die Temperaturabhängigkeit auch hier bei den unter 75-Jährigen – Geschlechtsunterschiede gab es dagegen nicht. 

Nicht-Diabetiker ließen hohe Temperaturen dagegen kalt. Hier war keine Exzess-Morbidität zu beobachten – das galt für alle Altersgruppen und unabhängig von Geschlecht und Erstaufnahme. Auch bei über 75-jährigen Diabetikern war kein Zusammenhang zwischen hohen Temperaturen und Herzinfarkthäufigkeit erkennbar.

Die Autoren wiesen darauf hin, dass die absoluten Temperaturschwellen, ab denen Diabetikern Gefahr droht, wahrscheinlich von den gewohnten Klimabedingungen in der jeweiligen Region abhängen. Die Studie macht aber deutlich, dass Diabetiker bei  ungewohnt hohen oder niedrigen Temperaturen besonders durch Herzinfarkte gefährdet zu sein scheinen. 

Quelle: 
Holly Ching Yu Lam et al; Short-term association between ambient temperature and acute myocardial infarction hospitalizations for diabetes mellitus patients: A time series study; PLOS Medicine (2018); https://doi.org/10.1371/journal.pmed.100261