Experten gehen davon aus, dass bis zu 100.000 Menschen in Deutschland jedes Jahr an einem Burnout erkranken und sogar jeder Dritte in seinem Leben einmal mit einer seelischen Krise konfrontiert werden wird. Die Diagnose “Burnout” ist längst zur Volkskrankheit geworden. Am 16. September 2015 bringt der deutsch-amerikanische Medizin-Nobelpreisträger Professor Dr. Thomas C. Südhof von der Stanford-Universität (USA) führende Wissenschaftler in der Orangerie des Berliner Schlosses Charlottenburg zum ersten Burnout-Kongress in Deutschland zusammen, um neueste Erkenntnisse der Burnout- und Depressionsforschung sowie Therapieansätze zu diskutieren. Mehr als 200 Gäste aus Wissenschaft, Medizin und Praxis werden an dem hochkarätigen Kongress mit dem Titel “Professional Stress & Neuropsychiatric Disorders” teilnehmen.
“Ein Burnout bezeichnet einen Zustand, bei dem der Patient durch beruflichen oder privaten Stress derart belastet ist, dass sich im hohen Maße emotionale Erschöpfung einstellt und die Leistungsfähigkeit erheblich reduziert ist”, erklärt Professor Südhof, der neben seiner Forschungs- und Lehrtätigkeit auch Vorsitzender des Beirats des Kongressveranstalters Limes Schlosskliniken-Gruppe ist. Aufgrund des unklaren Krankheitsbildes eines Burnouts plädiert der Biochemiker dafür, bei der Behandlung ganzheitlich zu denken. Südhof: “Wir müssen bei Diagnose und Therapie viel stärker genetische, zellbiologische, physiologische und soziale Faktoren im Sinne der personalisierten Systemmedizin heranziehen.”
Neben Südhof werden Professor Dr. Christian Otte, Stellvertretender Klinikdirektor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité in Berlin, sowie Professor Dr. Ulrich Walter, Leiter des Lehrstuhls für Raumfahrttechnik an der Technischen Universität München und Wissenschaftsastronaut der D2-Mission an Bord des Space Shuttles Columbia, Konzepte zur Therapie und Prävention von Burnout darlegen. Schwerpunkt des Vortrags von Professor Otte werden “Neue Ansätze der Depressionsforschung” bilden, während Professor Walter in seinem Referat “Beatitudo – Vom Glück der Welt und dem Sinn des Lebens” eine wissenschaftlich-philosophische Perspektive präsentieren wird.
Häufig als Mode-Erkrankung verharmlost, ist ein Burnout für die Patienten mit einem hohen Leidensdruck sowie mit Depressionen oder Angststörungen verbunden. Wie alle psychischen Erkrankungen haben Erschöpfungszustände in den vergangenen zehn Jahren in Deutschland deutlich zugenommen. Mit 40 Millionen Arbeitsunfähigkeitstagen finden sich psychische Erkrankungen an zweiter Stelle bei den Krankmeldungen. Bereits heute gehen rund 41 Prozent der Frühverrentungen auf seelische Leiden zurück. Führende Psychologen sehen besonders berufliche Faktoren als Einflussgrößen für die Entwicklung des Burnout-Syndroms: eine steigende Arbeitsmenge und Arbeitsintensität, mangelnde Anerkennung sowie die fehlende Kontrolle über das Arbeitspensum und ein Mangel an Teamgefühl. Auch Mobbing, ständige Erreichbarkeit und Existenzängste setzen Beschäftigte unter Stress.
Die betroffenen Patienten haben nicht nur mit ihrer Erkrankung zu kämpfen, sondern mit massiven Versorgungsdefiziten im deutschen Gesundheitssystem. Drei von vier Burnout-Betroffenen mit schweren Depressionen erhalten durch den bestehenden Versorgungsmangel keine den aktuellen Behandlungsleitlinien entsprechende Therapie. So mangelt es nicht nur massiv an stationären Behandlungsplätzen, den angewandten Therapiekonzepten fehlt es meist zusätzlich an der Umsetzung neuester Forschungserkenntnisse. Ziel des Kongresses ist es deshalb, auf die ungenügende Versorgungssituation von Burnout-Patienten hinzuweisen und gegenzusteuern.
Um dazu beizutragen, eine bessere Versorgung von Burnout-Erkrankten sicherzustellen, werden sich die Limes Schlosskliniken in ihren Krankenhäusern ganz auf Erschöpfungszustände und Depressionen konzentrieren. Im Herbst dieses Jahres öffnet die erste Limes Schlossklinik im ehemaligen Landhotel Schloss Teschow in Mecklenburg-Vorpommern. “Unseren Therapeuten steht ein großes Spektrum an modernen Psychotherapieverfahren zu Verfügung. Diese reichen von kognitiv-verhaltenstherapeutischen Ansätzen, sporttherapeutischen Angeboten über Entspannungs- und Körpertherapien, Physiotherapie/Massagen, Reittherapie, Kunst- und Musiktherapie bis hin zu naturheilkundlich-homoöpathischen Verfahren”, beschreibt Richard von Bergmann-Korn, Sprecher der Gesellschafter der Limes Schlosskliniken.
Mit den Klinikstandorten – ehemalige Schlösser – erhalten die Patienten die Möglichkeit, sich in Abgeschiedenheit und Ruhe zu erholen. Mindestens sechs Krankenhäuser mit insgesamt 720 Betten wollen die Limes Schlosskliniken in den kommenden Jahren eröffnen.
Text: fw
Foto: Limes Schlosskliniken