Der Gesundheitsexperte Helmut Schöfer ist Ängsten in der Bevölkerung entgegengetreten, dass mit der großen Zahl von Flüchtlingen die Hautkrankheit Krätze um sich gegriffen hat. “Das hat sich so nicht bestätigt”, sagte der Mediziner von der Frankfurter Goethe-Universität. “Es gab sicherlich Einzelfälle, aber bei fast einer Million Menschen ist das überhaupt nicht verwunderlich”, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Von einer deutlichen Zunahme könne in dem Bereich, den er überblicke, nicht die Rede sein. Regional sei das aber sicher unterschiedlich. Zuletzt hatten sich bundesweit Medienberichte über Fälle von Krätze gehäuft.
Das Problem: Es gibt keine allgemeine Meldepflicht, daher eine hohe Dunkelziffer – und den Behörden werden in der Regel nur Ausbrüche in Gemeinschaftsunterkünften gemeldet. So kann auch das rheinland-pfälzische Landesuntersuchungsamt nicht mit konkreten Fallzahlen aufwarten. Die Krankheit sei nicht “übermittlungspflichtig” – heißt: die Gesundheitsämter müssen die Zahlen nicht weiter melden, wie ein Sprecher sagte.
Der Kreis Bernkastel-Wittlich beispielsweise hat in dieser Woche einen Anstieg von Krätze-Erkrankungen gemeldet. Im ersten Halbjahr seien sechs Fälle in Kindergärten und Schulen bekanntgeworden, teilte die Kreisverwaltung mit. Dies sei deutlich mehr als zuvor: In der Regel gebe es ein bis zwei Fälle in einem ganzen Jahr, sagte ein Sprecher. Eine Erkrankung mit Krätze muss nur gemeldet werden, wenn sie in Gemeinschaftseinrichtungen auftaucht, beispielsweise Seniorenheimen, Kindergärten, Schulen, Flüchtlingsunterkünften. “Wir wissen von Hautärzten, dass es wesentlich mehr Fälle gibt”, sagte der Sprecher.
Nach Angaben des Trierer Gesundheitsamtes wurden aus der Stadt Trier und dem Kreis Trier-Saarburg 2016 bisher acht Fälle gemeldet – allesamt aus Gemeinschaftseinrichtungen. 2015 gab es sieben, 2014 drei Meldungen. Die Zahlen zeigten, dass in diesem Jahr kein besonderer Anstieg zu verzeichnen sei, hieß es auf Anfrage. Es gebe daher keinen Anlass für besondere Maßnahmen zur Vorsicht.
Von örtlich steigenden Zahlen in Deutschland hat auch das Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin gehört. Zahlen lägen aber keine vor, sagte eine Sprecherin. Aber: Das RKI hat derzeit eine Befragung bei Gesundheitsämtern laufen, “um einen Datenbestand zu erheben”. Ergebnisse seien in der zweiten Hälfte 2017 zu erwarteten. “Wir sind an dem Thema dran.” Bei der Übertragung von Krätze spiele nicht Hygiene eine Rolle, sondern der enge Kontakt, betonte die Sprecherin.
Die juckende Hautkrankheit wird von Milben übertragen und kommt in verschiedenen Formen vor. Hauptverbreitungsgebiet sind die Tropen. In der Regel wird die Krankheit durch Haut-zu-Haut-Kontakten übertragen und ist gut behandelbar.
Text: dpa /fw
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