Jahrzehntelang war der Augsburger Laborarzt Bernd Schottdorf im Visier der Staatsanwaltschaft. Doch die Ermittler scheiterten mit mehreren Anklagen. Nun ist Schottdorf tot, aber seine Ex-Frau muss sich wohl wegen einer weiteren Anklage verantworten.
Nach dem Tod des umstrittenen Laborunternehmers Bernd Schottdorf muss sich dessen Ex-Frau voraussichtlich dennoch in einem millionenschweren Betrugsprozess vor Gericht verantworten. Nachdem die Staatsanwaltschaft vor wenigen Wochen erneut Anklage gegen das Ex-Ehepaar erhoben hat, werde das Verfahren nun gegen die frühere Ehefrau Schottdorfs alleine weitergeführt, sagte ein Sprecher des Augsburger Landgerichts am Donnerstag. Bislang hat die Wirtschaftsstrafkammer noch keine Termine für das Verfahren festgelegt, der Prozess könnte nach Angaben des Sprecher allerdings nach der Sommerpause beginnen.
Bernd Schottdorfs Anwalt Martin Imbeck hatte am Mittwoch bestätigt, dass der 78-Jährige am Sonntag nach langer schwerer Krankheit gestorben ist. Der Laborarzt Schottdorf, der in Dischingen im Kreis Heidenheim (Baden-Württemberg) lebte, war über Jahrzehnte einer der größten deutschen Unternehmer in seinem Bereich. Die Augsburger Staatsanwaltschaft hat immer wieder versucht, dem Medizinunternehmer ein strafbares Verhalten im Geschäftsleben nachzuweisen. Dabei sind die Ankläger aber mehrfach gescheitert. Zuletzt hatte der Bundesgerichtshof im Sommer 2017 einen Freispruch des Landgerichtes Augsburg bestätigt.
Auch in diesem Verfahren waren Schottdorf und seine Ex-Partnerin gemeinsam angeklagt. Damals war dem früheren Ehepaar vorgeworfen worden, durch die Einrichtung von scheinselbstständigen Laboratorien zu hohe Honorare kassiert zu haben. In dem neuen Strafverfahren geht es nun darum, dass die Geschäftsführerin des Augsburger Laborunternehmens in einem Zeitraum von fast zwei Jahrzehnten mehr als 300 Kurierfahrer nicht zur Sozialversicherung angemeldet haben soll.
Die 64-Jährige wurde wie auch ihr Ex-Ehemann wegen Betrugs und Vorenthaltens und Veruntreuens von Arbeitsentgelt angeklagt. Es geht in der Anklage um rund 5600 Fälle, in denen sie keine Sozialabgaben für die Fahrer gezahlt haben soll. Insgesamt soll den Kassen ein Schaden von mehr als 14 Millionen Euro entstanden sein.