Die Dyslipidämie ist ein wichtiger Faktor für das kardiovaskuläre Gesamtrisiko eines Patienten. In ihrer 2016 aktualisierten Leitlinie empfiehlt die Europäische Gesellschaft für Kardiologie (ESC) nun eine Statinbehandlung in höchster tolerierter Dosis als First-Line-Therapie zur Erreichung des LDL-Cholesterin-Zielwertes von < 70 mg/dl für Patienten mit sehr hohem kardiovaskulären Gesamtrisiko.
Die Score-Chart zur Bestimmung des individuellen kardiovaskulären Gesamtrisikos bildet die Grundlage der Therapieplanung bei Dyslipidämie. In diesen Score gehen Alter, Geschlecht, Gesamtcholesterin sowie der Raucherstatus ein. Aus den Werten errechnet sich anschließend das 10-Jahresrisiko für ein kardiovaskuläres Ereignis des Patienten. Liegt dieser Wert über 10 %, besteht ein sehr hohes Gesamtrisiko, innerhalb der nächsten 10 Jahre eine Herz-Kreislauf-Erkrankung auszubilden.
Dieser ermittelte Risiko-Wert wird zusammen mit dem LDL-Cholesterin (LDL-C) herangezogen, um eine optimale Therapiestrategie für den jeweiligen Patienten abzuleiten. Zusätzlich zum LDL-C werden die folgenden Parameter im Blut bestimmt:
Tipp: Die Lipidbestimmung im Blut muss nicht mehr zwingend nüchtern erfolgen! Dies wurde ebenfalls neu in die Leitlinie 2016 aufgenommen.
Der Zielparameter in der Behandlung der Dyslipidämie ist das LDL-C (Empfehlungsgrad IA). Beim Hochrisiko-Patienten soll es unter 70 mg/dl abgesenkt werden. Bei höherem Ausgangswert zwischen 70 und 135 mg/dl wird von der Leitlinie eine mindestens 50%ige Reduktion des LDL-C gefordert.
Cave: Gleichzeitig werden HDL-C, apoB/apoA1 und non-HDL-C nicht mehr als Zielwerte empfohlen!
Das Therapieziel kann neben der medikamentösen Therapie mit Statinen unterstützend durch Lebensstilveränderungen erreicht werden. Dazu gehören im Wesentlichen:
Für die medikamentöse Therapie der Dyslipidämie empfiehlt die betreffende ESC-Leitlinie Statine in maximal tolerierter Dosierung, um den Zielwert für das LDL-C von < 70 mg/dl zu erreichen. Die Empfehlung vom Grad IA gilt zudem altersunabhängig für alle Patienten.
Werden Statine nicht vertragen, können alternativ Ezetimib oder Gallensäurebinder eingesetzt werden (Empfehlung Grad IIA/C).
Als dritte Möglichkeit – bei sehr hohem kardiovaskulären Risiko und nicht erreichtem Zielwert – stehen PCSK9-Inhibitoren zur Verfügung (Empfehlung Grad IIB/C).
LDL-C ist der primäre Zielparameter in der Behandlung der Dyslipidämie. Sein Zielwert soll < 70 mg/dl betragen bzw. bei höheren Ausgangswerten (70-135 mg/dl) um 50 % reduziert werden. In der First-Line-Therapie sollen hierzu Statine in maximal tolerierter Dosis zum Einsatz kommen.
Quelle:
Leitliniensitzung „ESC-Leitlinien 2016 – Dyslipidamias (Referent: N. Marx, Aachen)“, Saal 22, 83. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, 20.04.2017, Mannheim