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Erstmals seit über 50 Jahren: Neue Therapieoption bei Riesenzellarteriitis

Zur Behandlung der chronisch-entzündlichen Gefäßerkrankung Riesenzellarteriitis (RZA) ist erstmals seit 50 Jahren eine neue Option verfügbar: Der Antikörper Tocilizumab, bereits seit 2009 bei der rheumatoiden Arthritis (RA) im Einsatz, ist jetzt auch zur Therapie der RZA zugelassen.

Weniger Nebenwirkungen und weniger Folgeschäden

Zur Behandlung der chronisch-entzündlichen Gefäßerkrankung Riesenzellarteriitis (RZA) ist erstmals seit 50 Jahren eine neue Option verfügbar: Der Antikörper Tocilizumab, bereits seit 2009 bei der rheumatoiden Arthritis (RA) im Einsatz, ist jetzt auch zur Therapie der RZA zugelassen.

In der zulassungsrelevanten Phase-III-Studie GiACTA1 erwies sich RoACTEMRA® im Vergleich zu Glukokortikoiden (GC) als überlegen wirksam, die bislang als einzige Therapieoption bei RZA eingesetzt wurden.2 Durch die Behandlung mit RoACTEMRA kann die potenziell sehr nebenwirkungsreiche GC-Gabe verringert oder vermieden und gleichzeitig die Erkrankung effektiver behandelt werden. Damit ein Patient mit RZA von diesen Vorteilen profitieren kann und Folgeschäden verhindert werden, ist eine schnelle Diagnose der Erkrankung sowie Überweisung des RZA-Patienten an den Rheumatologen notwendig.

Riesenzellarteriitis ist eine schwerwiegende chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung, die die Lebensqualität von Patienten schwer beeinträchtigen und bei einer zu spät eingeleiteten Therapie zu Erblindung führen kann. Die Symptome sind vielfältig, was die Erkrankung zu einer diagnostischen Herausforderung macht. Insbesondere bei weiblichen Patienten über 50 Jahre mit serologischen Entzündungszeichen (BSG- und CRP-Anstieg) sollte an eine RZA gedacht werden, wenn eines oder mehrere dieser Symptome auftritt: neu und plötzlich auftretende, anhaltende Kopfschmerzen im Schläfenbereich, Kaubeschwerden, Sehstörungen (Amaurosis fugax, verschwommenes Sehen, evtl. Doppelbilder), Fieber, ungewollter Gewichtsverlust sowie Ischämiesymptome (Claudicatio) an den oberen Extremitäten. Bei Verdacht auf RZA ist es notwendig, Rheumatologen als Vaskulitis-kundige Fachärzte frühzeitig in die Diagnostik und Behandlung einzubeziehen.

Zielsetzung RZA-Therapie: Remission erreichen und GC einsparen

Für Patienten mit RZA waren GC bisher die einzige Therapieoption. Damit befanden sich Behandler in dem Dilemma, einerseits die RZA-Folgeschäden mit der langfristigen GC-Gabe verhindern und andererseits das hohe Risiko für die GC-assoziierten Nebenwirkungen minimieren zu müssen. In der Zulassungsstudie GiACTA konnte die GC-Dosis nach einem Jahr unter RoACTEMRA im Vergleich zur alleinigen GC-Therapie nahezu halbiert werden.2 Zudem wies mehr als die Hälfte der Patienten nach einem Jahr eine über 40 Wochen anhaltende Remission unter RoACTEMRA auf – etwa viermal so viel wie unter GC alleine. Der Antikörper wurde dabei mit einer GC-Therapie kombiniert, die über 6 bzw. über 12 Monate vollständig ausgeschlichen wurde.

Das neue Mittel blockiert den Interleukin (IL-) 6-Rezeptor und hemmt damit die Wirkung von IL-6, das eine zentrale Rolle in der Pathogenese der RZA spielt. Gemäß der EU-Zulassung ist RoACTEMRA zur Behandlung von erwachsenen RZA-Patienten in einer Dosierung von 162 mg subkutan einmal wöchentlich in Kombination mit einer GC-Ausschleichtherapie indiziert. Es kann nach Absetzen der GC als Monotherapie angewendet werden. Zur Behandlung akuter Rezidive sollte es mit einem Glukokortikoid angewendet werden.1

Referenzen:
1. Fachinformation RoACTEMRA s.c., Stand September 2017.
2. Stone JH et al., N Engl J Med 2017;377:317-28. DOI: 10.1056/NEJMoa1613849.