Wer auf dem Land lebt, sollte möglichst gesund bleiben. Denn nachdem es in vielen ländlichen Bereichen an Hausärzten mangelt, gibt es nun abseits der Städte auch die ersten Praxisschließungen von Zahnärzten.
Nach dem Mangel an Hausärzten droht im ländlichen Bereich in Baden-Württemberg auch ein Engpass bei der zahnärztlichen Versorgung. "Die Ballungsräume ziehen ganz stark an und auf dem Land finden die zahnärztlichen Kollegen kaum mehr Nachfolger", sagte der Präsident der Landeszahnärztekammer, Torsten Tomppert, der Deutschen Presse-Agentur. Das könne auf lange Sicht zu einer Unterversorgung auf dem Land führen.
"Immer weniger Zahnärzte möchten auf's Land gehen, weil eben dort die Arbeitsbelastung jetzt schon sehr viel höher ist und Städte für viele junge Kollegen und Kolleginnen attraktiver sind." Als Beispiel nannte der Kammerpräsident den Kreis Hohenlohe, wo ein Drittel der Kollegen bereits älter als 60 Jahre alt sei und in absehbarer Zeit ausscheide. Wenn sie aber keine Käufer für ihre Praxis fänden, würden sie "lieber heute als morgen schließen".
In Baden-Württemberg gibt es rund 7700 niedergelassene Zahnärzte und 300 Zahnärzte im öffentlichen Gesundheitsdienst und an den Uni-Kliniken. Eine Stadt-Land-Aufteilung liegt nicht vor.
Das Sozialministerium ist von den Zahnärztegremien im Land noch nicht auf einen Mangel aufmerksam gemacht worden, sagte eine Sprecherin. In manchen Regionen gebe es jedoch "ein gewisses Stadt-Land-Gefälle".
Zugleich gibt es Tomppert zufolge eine "starke Feminisierung" des Zahnarztberufs. "An der Universität Heidelberg gibt es bereits das erste rein weibliche Semester." Abiturientinnen hätten meist bessere Noten als ihre männlichen Mitschüler und bekämen daher Studienplätze. Die Kammer sei nun dabei, Konzepte zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu erstellen, sagte der Esslinger Zahnarzt.
Christopher Lux vom Universitätsklinikum Heidelberg sieht ebenfalls, dass der Beruf weiblicher wird. "In den vergangenen zehn Jahren schwankte der Männeranteil im Studiengang Zahnmedizin in Heidelberg zwischen 35 und 45 Prozent", sagte der Studiendekan. Die Geschlechtsverteilung sei aber auch vom universitätsspezifischen Zulassungsverfahren abhängig, so dass die Zahlen möglicherweise nicht bundesweit repräsentativ seien.