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Erhöhtes Krebsrisiko durch Nachtarbeit

Wer in Schichten arbeitet, lebt gegen die innere Uhr - das kann zu gesundheitlichen Risiken führen. Vor allem Nachtschichten könnten das Risiko für Krebs erhöhen, sagen Fachleute.

Leben gegen die innere Uhr

Wer in Schichten arbeitet, lebt gegen die innere Uhr - das kann zu gesundheitlichen Risiken führen. Vor allem Nachtschichten könnten das Risiko für Krebs erhöhen, sagen Fachleute.

Arbeiten wenn andere schlafen: KrankenpflegerInnen, FließbandarbeiterInnen oder FlugbegleiterInnen machen beruflich regelmäßig die Nacht durch. Für den Körper ist das nicht nur wegen Müdigkeit besonders belastend. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) bestätigte jüngst auf Basis neuer Studien ihre frühere Einschätzung, dass Nachtarbeit wahrscheinlich krebserregend ist. Allerdings sind dazu noch viele Fragen offen.

Das Arbeiten in Nachtschicht fällt damit in die Gruppe 2A - wahrscheinlich karzinogen. Wie die Agentur mit Sitz in Lyon erklärt, gebe es "eingeschränkte Nachweise", dass Nachtarbeit zu Tumoren in Brust, Prostata und Darm führen könne. Die Einstufung gilt aber nicht als Risikobewertung, wie die Agentur betont.

Denn Aussagen über die Wahrscheinlichkeit, mit der Nachtarbeit Krebs auslöst, sind schwer. Die Bewertung der ExpertInnen könne lediglich die Frage klären, ob nächtliche Schichtarbeit einen Einfluss auf das Krebsrisiko hat, sagt der an der IARC-Einstufung beteiligte Hajo Zeeb, Leiter der Abteilung Prävention und Evaluation am Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen.

Fehlende Risikobewertung

"Wie groß der Einfluss der Nachtarbeit auf das Krebsrisiko ist, lässt sich mit dieser Einschätzung nicht klären. Dazu bräuchte es eine sogenannte Risikobewertung." Außerdem würden individuelle Aspekte einer einzelnen Person in Schichtarbeit bei der Bewertung nicht berücksichtigt, sagt Zeeb. Bedingt durch die Studiendesigns ließen sich auch andere Erklärungen für Krebserkrankungen nicht völlig ausschließen. Die Einschätzung der Expertengruppe erschien schon im Juli in der Fachzeitschrift The Lancet Oncology. Erstmals hatte die IARC die Nachtarbeit schon 2007 als wahrscheinlich krebserregend eingestuft.

In Deutschland arbeiteten 2016 nach Angaben der Bundesagentur für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAUA) rund sieben Prozent der Beschäftigten in Wechselschicht mit Nachtarbeit oder dauerhaft nachts. Männer sind dabei deutlich häufiger in der Nachtschicht tätig als Frauen. Außerdem arbeiten niedrigqualifizierte Menschen demnach deutlich öfter nachts als Beschäftigte der mittleren und hohen Bildungsgruppen.

Komplizierte Einordnung biologischer Befunde

Bisher waren die WissenschaftlerInnen davon ausgegangen, dass Schichtarbeit generell krebserregend sein könnte. Die neuen Studien zeigten nun aber, dass vor allem jene Arbeit zu Zellveränderungen führen kann, bei der der Tag-Nacht-Rhythmus gestört wird. Die Neubewertung für die IARC übernahm eine Arbeitsgruppe aus 27 WissenschaftlerInnen aus 16 Ländern. Die ExpertInnen analysierten dafür die wissenschaftliche Literatur und Studien.

"Es war eine in weiten Teilen durchaus kontrovers geführte Diskussion der wissenschaftlichen Daten zum Thema", so Zeeb, der Teil dieser Arbeitsgruppe war. Einige neuere Studien fanden keinen Zusammenhang zwischen Nachtschichtarbeit und Krebs, andere wiederum zeigten überzeugend Risiken auf. "Und die Einordnung der biologischen Befunde ist teils hochkompliziert."