Unter dem Begriff Atopie verbergen sich eine Reihe von allergischen Erkrankungen, die gehäuft zusammen oder in einer bestimmten zeitlichen Abfolge zueinander auftreten. Der Atopiker zeichnet sich durch eine bestimmte Prädisposition zu solchen Krankheiten aufgrund der Beschaffenheit seines Immunsystems aus, die diese Krankheiten begünstigt. Am bekanntesten ist dieser Zusammenhang wohl im Falle der atopischen Dermatitis im Kleinkindesalter, die sich häufig in der Vorgeschichte von Kindern und Jugendlichen findet, die später ein allergisches Asthma entwickeln.
Vom anderen Ende aus betrachtet ist die Wahrscheinlichkeit im späteren Leben an allergischem Asthma zu erkranken deutlich erhöht, wenn man als Kleinkind bereits mit den typischen Hauterscheinungen zu kämpfen hatte. Eine weitere Störung aus diesem Kreise ist die allergische Rhinitis, der berüchtigte Heuschnupfen. Als gemeinsame Ursache für diese Erscheinungen geht man von einer Übererregbarkeit der IgE-Ausschüttung ausgelöst durch in unserer Umwelt weit verbreitete Allergene aus.
Genau auf Menschen mit dieser typischen Form des sogenannten “Etagenwechsels”, des Fortschreitens der Krankheit von den Hauterscheinungen zur Entwicklung von Asthma, konzentrierte sich die Autoren einer kürzlich in Nature veröffentlichten Studie. Die Absicht dahinter war es, die genetischen Ursachen der Assoziation der verschiedenen Störungen ausfindig zu machen. Hierzu analysierten sie die Ergebnisse mehrerer Untersuchungen zu genetischen Ursachen verschiedener, in für die Atopie typischer Kombination und einzeln auftretender allergischer Erkrankungen im Hinblick auf diese neue Fragestellung. Insgesamt wurden Daten von 2,428 Betroffenen und 17,034 gesunden Kontrollpersonen ausgewertet.
Im Ergebnis gelang es den Forschern, zwei bisher noch nicht mit allergischen Erkrankungen in Verbindung gebrachte Genorte zu identifizieren. Auch gelangten sie zu dem Schluss, dass Gene die an der Entstehung von Asthma nicht aber des Ekzems beteiligt sind, nicht mit zu den auslösenden Faktoren des Etagenwechsels zählen, wohl aber die Gene, die mit dem isoliert auftretenden Ekzem in Verbindung stehen. Hierin sehen sie im Lichte bisheriger Erkenntnisse einen Hinweis zur Pathophysiologie hinter dem Etagenwechsel in der Funktionalität oder Dysfunktionalität unserer Hautbarriere.
Außerdem liefern die Resultate der Untersuchung einen weiterer Hinweis darauf, dass das Krankheitsbild des allergischen Asthma in verschiedenen voneinander klar abgrenzbaren ursächlichen Zusammenhängen steht. Anders gesagt bedeutet das, dass das isoliert auftretende Asthma trotz ähnlichem bis gleichen Symptomen eine andere Ursache hat, als das Asthma, das im Kontext des Etagenwechsels bei Kindern auftritt, die in der früheren Kindheit an einer atopischen Dermatitis litten.
Text: esanum /wt
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