Auf dem 61. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG) stellten Experten Entscheidungsgrundlagen zur Kontrazeption vor. In Deutschland gibt es keine DGGG-Leitlinie zur Kontrazeption, die WHO-Leitlinie aus 2015 hingegen führt zu Problemsituationen in der Praxis bei Patientinnen mit mehreren Erkrankungen oder Risikofaktoren. Hinzu kommt: Patientinnen mit speziellen Erkrankungen sind in den WHO- Empfehlungen gar nicht erst aufgeführt.
Wie Prof. Dr. Thomas Römer, Chefarzt der Gynäkologie des Evangelischen Krankenhauses Köln-Weyertal, deutlich machte, bilden deshalb medizinische Aspekte und die Wünsche der Patientin die Entscheidungsgrundlagen dafür, welche Art einer Kontrazeption infrage kommt. Beim Wunsch der Patientin spielen die Dauer der gewünschten Kontrazeption eine Rolle, die Art der Kontrazeption (oral, vaginal, transdermal i.m / s.c, subdermal, intruterin, nicht hormonal), die Wünsche bezüglich des Blutungsverhaltens und nicht zuletzt die Kosten der Methode.
Bei den medizinischen Aspekten ist das Vorliegen von absoluten oder relativen Risikofaktoren für eine hormonale Kontrazeption bzw. andere Kontrazeptionsmethoden von Bedeutung. Hinzu kommen patientenspezifische Aspekte wie das Blutungsverhalten, Androgenisierungserscheinungen und spezielle Erkrankungen. Der Zusatznutzen durch eine Langzeitverhütung liegt dabei in der Vermeidung von Menstruationsproblemen (Hypermenorrhoe, Zusatzblutungen, Dysmenorrhoe) und zyklusabhängigen Beschwerden.
Eine Hormonsubstitution (HRT) im Klimakterium und in der Postmenopause ist bei klimakterischen und urogenitalen Beschwerden indiziert. Zur Primärprävention ist eine HRT bei Osteoporose zugelassen und zwar dann, wenn andere Arzneimittel nicht vertragen werden oder kontraindiziert sind. Dabei bietet die transdermale HRT im Vergleich zur oralen HRT Vorteile: Niedrigeres thromboembolisches Risiko, weniger Interaktionen, geringere Leberbelastung und gleichmäßigere Estradiolspiegel.
Wie sich die Risikofaktoren für eine Thrombose bei geplanter Gabe der Pille besser erfassen lassen, dass eine Hormonspirale gerade auch für junge Frauen eine Alternative zur Pille sein kann und welche Patientinnen von einer Hormonersatztherapie profitieren, erklärt Prof. Römer im Interview.