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Effekte der Darmkrebsvorsorge im europaweiten Vergleich

Programme zur Darmkrebsvorsorge unterscheiden sich erheblich zwischen den europäischen Ländern. Forschende im Deutschen Krebsforschungszentrum zeigen: In allen Ländern mit frühem Vorsorgeprogramm sank die Darmkrebs-Inzidenz erheblich.

Rückgang der Darmkrebs-Sterblichkeit dank Vorsorgeprogramme

Programme zur Darmkrebsvorsorge unterscheiden sich erheblich zwischen den europäischen Ländern. Wissenschaftler:innen des Deutschen Krebsforschungszentrums zeigen nun: In allen Ländern, die bereits früh ein umfassendes Vorsorgeprogramm eingeführt hatten, sank die altersstandardisierte Darmkrebs-Inzidenz erheblich. Wo keine Vorsorgeprogramme angeboten werden, stieg sie. Je weiter die Einführung des Screenings zurückliegt, desto deutlicher zeigt sich der Rückgang der Darmkrebs-Sterblichkeit.

Mit 245.000 Todesfällen war Darmkrebs 2020 die führende Krebstodesursache in Europa. In den letzten beiden Jahrzehnten haben viele europäische Länder Screening-Programme zur Darmkrebsvorsorge eingeführt, die sich größtenteils an Menschen zwischen 50 und 74 Jahren richten.

Unterschiede in der Darmkrebsvorsorge

Die Programme unterscheiden sich von Land zu Land erheblich: Wird nur der Stuhltest angeboten oder auch die Darmspiegelung? Erhalten die Berechtigten Einladungen oder müssen sie sich selbst um einen Untersuchungstermin bemühen? In welchem Jahr startete das Screening und wie sieht es mit den Teilnahmeraten aus?

Wie sich die Neuerkrankungs- und Sterberaten in den einzelnen Ländern in Abhängigkeit von den jeweiligen Screening-Angeboten entwickelt haben, untersuchten nun Wissenschaftler:innen um Hermann Brenner im Deutschen Krebsforschungszentrum. In die Analyse flossen Daten von 3,1 Millionen Patient:innen aus 21 europäischen Ländern. Die Forschenden werteten dazu Krebsregisterdaten sowie Sterblichkeitsdaten der WHO aus dem Zeitraum zwischen 2000 und 2016 aus.

Die wesentlichen Ergebnisse im Überblick

In Ländern, die kein Screening anbieten, ging die Darmkrebssterblichkeit zwar auch geringfügig zurück, was die Autor:innen mit Fortschritten in der Diagnose und Behandlung der Erkrankung erklären. "Insgesamt gilt aber in allen Ländern: Je höher die Teilnahmeraten an den Screeningprogrammen, desto deutlicher sinken Inzidenz und Sterblichkeit", sagt Studienleiter Hermann Brenner. "In Deutschland haben wir hervorragende Vorsorgeangebote, die bei besserer Nutzung aber noch viel stärkere Effekte haben könnten. Ziel sollte eine Halbierung der Erkrankungs- und Sterbefälle innerhalb der nächsten zehn Jahre sein. Wir sollten daher alles daransetzen, dies mit verbesserten Einladungsverfahren zu erreichen", so sein eindringlicher Appell an die Gesundheitspolitik.
 

Quelle:
Rafael Cardoso et al. 
Divergent trends in colorectal cancer incidence, mortality, and stage distribution in European countries in the colorectal cancer screening era: an international population-based study. Lancet Oncology 2021. 25 May 2021.