Köln verzeichnet derzeit den größten Masern-Ausbruch seit 16 Jahren. Aus Frankreich, Italien, Griechenland und Großbritannien werden hohe Fallzahlen gemeldet. Das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) weist Reisende daher angesichts der Urlaubszeit auf die Bedeutung der vollständigen Masernimpfung hin. Reisende sollten prinzipiell im Rahmen einer reisemedizinischen Beratung ihren Schutz durch Standardimpfungen überprüfen, gegebenenfalls auffrischen oder etwa bei Masern nachzuholen, so auch das CRM Centrum für Reisemedizin.
"Masern sind impfpräventabel, gehören also zu den Krankheiten, gegen die geimpft werden kann", betont Professor Dr. Tomas Jelinek, wissenschaftlicher Leiter des CRM Centrums für Reisemedizin. "Da Masern nur beim Menschen vorkommen, könnten sie durch konsequentes Impfen sogar ausgerottet werden." Aufgrund schlechter Durchimpfungsraten treten sie in Entwicklungsländern häufig auf und nehmen dort oft einen tödlichen Verlauf. Aber auch in Deutschland und anderen Ländern kommt es immer wieder zu andauernden Ausbrüchen. Im Mai hat die Stadt Köln den größten Ausbruch seit 16 Jahren bestätigt. Bisher sind 121 Menschen erkrankt, eine Schule musste vorübergehend geschlossen werden. Bis Ende Mai wurden bundesweit bereits 299 Infektionen registriert. Die meisten Infektionen wurden in Nordrhein-Westfalen gemeldet, gefolgt von Bayern und Baden-Württemberg. Während im vergangenen Jahr in Deutschland offiziell 926 Erkrankungen gemeldet wurden, waren es 2016 insgesamt 323 Fälle. Weltweit sind neben Europa zahlreiche weitere Länder betroffen. So wurde in Mauritius kürzlich eine Impfkampagne gestartet, da es innerhalb weniger Wochen zu 205 Infektionen gekommen war.
"Einige Menschen in Deutschland nehmen die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlenen Standardimpfungen bewusst nicht wahr. Viele versäumen es aber auch einfach, sich um ihren Impfschutz zu kümmern", sagt Professor Jelinek. "Eine reisemedizinische Beratung sollte daher auch immer ein Anlass sein, diesen zu überprüfen."
Gegen Masern steht ein Lebendimpfstoff zur Verfügung, der entweder in der Kombination Masern-Mumps-Röteln (MMR) oder Masern-Mumps-Röteln-Varizellen (MMRV) als Mehrfachimpfung verabreicht wird. Die STIKO empfiehlt für Kleinkinder eine zweimalige Immunisierung mit dem MMRV-Impfstoff, wobei die erste Injektion im Alter von 11 bis 14 Monaten und die zweite im Alter von 15 bis 23 Monaten erfolgen sollten. Zudem wird allen nach 1970 Geborenen, die älter als 18 Jahre sind und deren Impfstatus unklar ist, die nicht geimpft sind oder die in der Kindheit nur eine einzige Masern-Impfung erhalten haben, die einmalige Injektion des MMR-Impfstoffes empfohlen.
Eine vollständige Grundimmunisierung durch die Impfung oder eine durchgemachte Maserninfektion verleihen eine lebenslange Immunität. Auf eine Immunisierung durch Erkrankung sollte man es aber nicht ankommen lassen. Masern sind zwar selbstlimitierend, klingen also ohne therapeutische Maßnahmen wieder ab, sie können aber mit schweren Symptomen einhergehen und lebensbedrohliche Folgeerkrankungen verursachen. "Gefährliche Komplikationen sind eine Lungenentzündung oder eine Entzündung des Gehirns. Etwa jeder tausendste Patient verstirbt“, so Professor Jelinek. In einem von zehntausend Fällen kommt es zur sogenannten subakuten sklerosierenden Panenzephalitis (SSPE). Diese Entzündung des gesamten Gehirns kann noch vier bis zehn Jahre nach einer Masernerkrankung auftreten und verläuft immer tödlich.
Masern sind hochansteckend und werden durch den gleichnamigen Virus hervorgerufen. Die Übertragung des Erregers erfolgt hauptsächlich durch das Einatmen infektiöser Tröpfchen, aber auch durch Kontakt mit Sekreten erkrankter Personen. Erste Symptome sind Fieber, Bindehautentzündung, Erkältungsbeschwerden sowie ein Enanthem, ein Ausschlag im Bereich der Mundschleimhaut. Das charakteristische makulopapulöse Exanthem – knotig-fleckige Veränderungen der Haut – tritt erst wenige Tage später auf und klingt nach vier bis sieben Tagen von allein wieder ab. Eine Maserninfektion erhöht das Risiko für bakterielle Superinfektionen wie eine akute Mittelohrentzündung, eine Lungenentzündung oder eine Bronchitis. Auch das Auftreten einer akuten postinfektiösen Hirnhautentzündung sowie einer subakuten sklerosierenden Panenzephalitis (SSPE) ist möglich.
Quelle: CRM