Ein fünfprozentiger Anstieg der täglichen Energiezufuhr, verursacht durch gesüßte Getränke, erhöht das Risiko für eine Typ-2-Diabetes-Erkrankung um bis zu 18%. Diese Aussage geht aus der in Diabetologia veröffentlichten Studie (DOI: 10.1007/s00125-015-3572-1) hervor.
Die Studienleiterin Dr. Nita Forouhi aus dem medizinischen Forschungsgremium der Cambridge Universität in Großbritannien legt dar: “Unsere Studie unterlegt die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation zur Reduzierung des Konsums von freien Zuckern in unser Ernährung.”
Empirische Daten unterstützen die Assoziation zwischen dem Konsum von gezuckerten Getränken und Typ-2-Diabetes. Bis jetzt stützten sich diese Untersuchungen vor allem auf Fragebögen, die die Essensgewohnheiten der Probanden abfragen. Es ist problematisch mit diesen Fragebögen die individuellen Trinkgewohnheiten zu analysieren, was besonders für selbstgesüßte Getränke wie Tee und Kaffee gilt.
“Ein Ernährungstagebuch könnte zusätzlichen Daten liefern, die in den standardisierten Fragebögen nicht berücksichtigt werden, findet jedoch in der epidemiologischen Forschung derzeit keine Anwendung,” sagen die Autoren der Studie.
Für die Studie wurde der Getränkekonsum von 25.639 Probanden aus Großbritannien erfasst, die Teilnehmer der prospektiven europäischen Studie über Zusammenhänge zwischen Ernährung und Krebs waren. Die Teilnehmer waren 40-79 Jahre alt und hatten zum Startpunkt der Studie keine Diabetes.
Um den Getränkekonsum zu messen, dokumentierten die Probanden alles, was sie an 7 aufeinanderfolgenden Tagen gegessen und getrunken haben. Es wurde besonders darauf geachtet, welche Art von Getränken in welcher Menge und Frequenz von den Teilnehmern konsumiert wurden und ob diesen Getränken Zucker hinzugefügt wurde.
“Mit dem Ernährungstagebuch bekommen wir viele Daten über die verschiedenen Typen von gezuckerten Getränken, Säften und künstlich gesüßten Getränken, wie Diätlimonaden, und können beobachten, was passiert, wenn diese Getränke durch Wasser und ungesüßten Tee oder Kaffee ersetzt werden,” erklärt Dr. Forouhi.
Die Studienteilnehmer wurden nach ungefähr 11 Jahren erneut befragt. Während dieser Zeit wurde bei 847 der Probanden ein Typ-2-Diabetes neudiagnostiziert.
Bei täglichem Konsum eines gesüßten Getränkes, wie gezuckerten Milchgetränken, Softdrinks oder Getränken mit Süßstoffen steigt das Risiko, an einem Typ-2-Diabetes zu erkranken um circa 22%. Der Genuss von Fruchtsäften und gesüßtem Tee oder Kaffee ist nicht assoziiert mit einem erhöhtem Erkrankungsrisiko.
Nach Berücksichtigung des Body Mass Index und des Taillenumfangs fanden die Forscher außerdem, dass sich keine Verbindung zwischen Diabetes und dem Genuss von mit Süßstoff gesüßten Getränken herstellen lässt. Getränke mit Süßstoffen würden lediglich vermehrt von Menschen mit Übergewicht konsumiert.
Zusätzlich rechneten die Studienautoren aus, um welches Maß sich das Diabetesrisiko senken ließe, wenn bestimmte Getränke durch Wasser oder ungesüßten Tee und Kaffee ersetzt würden. Wenn ein täglicher Softdrink durch eine der genannten zuckerfreien Varianten ersetzt werden würde, fällt das Risiko um 14%, bei einem gesüßten Milchgetränk sind es sogar 20-25%.
Der Ersatz von gezuckerten Getränken durch ein Getränk mit Süßstoffen ist nicht assoziiert mit einem Rückgang des Erkrankungsrisikos.
“Die gute Nachricht unserer Studie ist, dass sie Evidenz dafür bringt, dass man sein Diabetesrisiko mit einer Lebensstiländerung senken kann, indem man gezuckerte Getränke einfach durch zuckerfreie Alternativen ersetzt. Somit bietet die Studie praktische Vorschläge für die Diabetesprävention,” sagt Dr. Forouhi.
Es muss bedacht werden, dass die Studie die Ernährungs- und Trinkgewohnheiten nur am Anfang der Studie erfasst hat und somit keine Veränderung der Gewohnheiten über die Zeit berücksichtigen kann. Die Autoren halten dagegen, dass der nationale Konsum von gezuckerten Getränken eines britischen Erwachsenen etwa 30% höher ist als in der Studie, sodass man von einem höheren Benefit ausgehen kann.
Diese Arbeit bestärkt bisherige Untersuchungen und kann dazu beitragen, die bevölkerungsbezogenen Interventionen zur Reduzierung des Konsums von gezuckerten Getränken und ihr Ersatz durch zuckerfreie Alternativen zu unterstützen.
Text: esanum /ab