Eine neue Studie, die von Wissenschaftlern am George Institut für Globale Gesundheit in Sydney durchgeführt wurde, gibt an, dass ein Medikament, das bisher nur benutzt wurde, um den Blutzucker bei Typ-2-Diabetespatienten zu senken, mehr als einen therapeutischen Effekt hat.
Laut der neuen Studie, die im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde, ist das Medikament Canagliflozin ein "drei in eins"-Medikament. Neben der Hilfe bei der Behandlung von Typ-2-Diabetes, scheint es das Risiko bei Diabetespatienten für kardiovaskuläre Erkrankungen (CVD) und Nierenkrankheiten deutlich zu senken. Einen Weg zu finden, um CVD bei Diabetespatienten anzugehen, ist besonders wichtig, aufgrund der großen Anzahl von CVD-bedingten Todesfällen. Die American Heart Association (AHA) schätzt, dass fast 70 Prozent der Senioren mit Diabetes letztendlich an einer Art CVD sterben. Die AHA berichtet außerdem, dass im Vergleich zu gesunden Menschen, Diabetespatienten ein "zwei- bis viermal so hohes Risiko haben, an einer Form der Herzkrankheit zu sterben". Die neue Studie überprüfte die klinischen Daten von mehr als 10.000 Patienten aus 30 Ländern und bestätigte die Ergebnisse vorangegangener Studien, die ergaben, dass glukosesenkende Medikamente bei Diabetespatienten das Risiko für CVD deutlich verringern können.
Canagliflozin ist ein sogenannter SGLT2-Hemmer, ein Medikament, das arbeitet, indem es den Körper davon abhält, Zucker aufzunehmen. Diese Medikamentenart hemmt ein Protein namens Sodiumglukosetransportprotein. Dieses Protein erleichtert normalerweise die Aufnahme von Glukose ins Blut, SGLT2-Hemmer veranlassen die Nieren jedoch dazu, überschüssige Glukose durch den Urin auszuscheiden und verhindern, dass sie neue Glukose aufnimmt. Andere Typ-2-Diabetes-Medikamente regulieren nur den Insulinspiegel. Die Studie stellte fest, dass Menschen mit Typ-2-Diabetes, die Canagliflozin nahmen, ein um 33 Prozent geringeres Risiko hatten, wegen Herzversagen ins Krankenhaus eingeliefert zu werden. Zusätzlich war es bei diesen Patienten um 14 Prozent weniger wahrscheinlich, dass sie CVD entwickelten und um 40 Prozent weniger wahrscheinlich, ernste Nierenschäden zu bekommen. Außerdem zeigte die Studie, dass das Medikament alle Menschen mit Typ-2-Diabetes schützt, nicht nur diejenigen, die bereits eine CVD im Anfangsstadium hatten.
Co-Autor der Studie, Prof. Vlado Perkovic, Geschäftsführer am George Institut für Globale Gesundheit, kommentiert die Ergebnisse: "Diese Ergebnisse sollten sowohl Patienten als auch Ärzte überzeugen. Wir haben gezeigt, dass die früheren Studienergebnisse nichts Einmaliges waren, was die Behandlung von Typ-2-Diabetes verändern könnte. Diese Behandlung reduziert nicht nur das Risiko für Herzkrankheiten, sondern bietet auch Schutz vor der Verminderung der Nierenfunktion, was viele Diabetespatienten betrifft." Die Studie deckte allerdings auch einen ernsten Risikofaktor auf: Patienten, die dieses Medikament einnahmen, hatten eine 50 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, sich einer Amputation unterziehen zu müssen. Prof. Neal kommentiert dies folgendermaßen: "Wir wissen nicht, wieso das Amputationsrisiko höher war, weitere Forschung ist in diesem Bereich notwendig. Für den Moment warnen wir daher davor, dieses Medikament Menschen mit erhöhtem Amputationsrisiko zu verschreiben."