Ein Schlaganfall ist die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Mindestens ein Fünftel aller Schlaganfallpatienten hierzulande haben auch Diabetes mellitus und 80 Prozent aller Typ-2-Diabetiker sterben an den Folgen einer Herz-Gefäß-Erkrankung. Aber auch schon erhöhte Blutzuckerwerte steigern das Risiko für einen Schlaganfall.
Weitere Faktoren sind bauchbetontes Übergewicht, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen. Die Aufklärungskampagne "Herzenssache Lebenszeit - Schlaganfall + Diabetes" stellt die Erkennung akuter Symptome und korrektes Handeln im Notfall in den Mittelpunkt. Denn bei einem Schlaganfall zählt jede Sekunde. Darauf macht diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe anlässlich des Tags gegen den Schlaganfall am 10. Mai 2017 aufmerksam.
Bei Menschen mit Diabetes ist das Schlaganfallrisiko im Vergleich zu Stoffwechselgesunden 2- bis 4-fach erhöht. Kommt Bluthochdruck hinzu, verzehnfacht sich das Risiko. Ist zudem der Stoffwechsel schlecht eingestellt und die Blutzuckerwerte dauerhaft hoch, steigt das Risiko weiter. "Jeder fünfte Patient, der einen Schlaganfall erlitten hat, hat Diabetes", sagt Professor Dr. med. Thomas Haak, Vorstandsmitglied von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe und Chefarzt des Diabetes Zentrums Mergentheim.
Den meisten Schlaganfällen bei Diabetes gehen Durchblutungsstörungen des Gehirns voraus, etwa wenn die Halsschlagader verengt ist. Dann fallen schlagartig bestimmte Hirnfunktionen aus. "Treten plötzlich halbseitige Lähmungen von Arm oder Bein, Taubheitsgefühle sowie Seh- und Sprachstörungen auf, sollten Betroffene dies sehr ernst nehmen und umgehend den Notruf wählen", erklärt Professor Haak. Die Behandlung sollte in einer Klinik mit einer Stroke Unit erfolgen. Stroke Units sind Stationen, die auf die Akutbehandlung von Schlaganfallpatienten spezialisiert sind. Selbst wenn die Symptome innerhalb von 24 Stunden von selbst zurückgehen, stellt dies ein Warnzeichen dar. Experten sprechen dann von einer transitorischen ischämischen Attacke (TIA). Sie geht nicht selten als Vorbote einem großen Schlaganfall voraus. Die Prognose bezüglich neurologischer wie auch körperlicher Behinderungen nach einem aufgetretenen Schlaganfall ist bei Menschen mit Diabetes deutlich schlechter als bei Patienten ohne Diabetes. Die Stoffwechselerkrankung ist auch der Hauptrisikofaktor für tödlich verlaufende Schlaganfälle, vor allem bei Frauen.
Wegen der erhöhten Sterblichkeit sprechen Experten bei den Risikofaktoren Bauchfett, Bluthochdruck, Störungen des Kohlenhydratstoffwechsels und des Fettstoffwechsels auch vom "tödlichen Quartett". Denn diese Faktoren treiben gemeinsam die Arteriosklerose voran, bei der sich die Schlagadern verengen und verstopfen. Als besonders risikoträchtig hat sich ein Langzeitblutzuckerwert (HbA1c-Wert) über acht Prozent in Kombination mit einem systolischen Blutdruck über 150 mmHg erwiesen – bei dieser Konstellation ist das Schlaganfallrisiko um den Faktor 13 erhöht. Professor Haak betont: "Je besser Diabetes behandelt und der Stoffwechsel eingestellt wird, desto kleiner ist die Gefahr für solche Spätfolgen. Die beste Vorbeugung ist eine gewissenhafte Blutzuckerkontrolle und regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Facharzt." Daher sollten Menschen mit Diabetes auch ein- bis zweimal im Jahr ihre Blutfettwerte (LDL- und HDL-Cholesterine sowie Triglyzeride) bestimmen und ihre Gefäße untersuchen lassen.
Die Aufklärungskampagne "Herzenssache Lebenszeit - Schlaganfall + Diabetes" hat sich zum Ziel gesetzt, Bürgern die Symptome eines Schlaganfalls und die richtigen Maßnahmen im Akutfall zu vermitteln. Dazu tourt ein Infobus von Mai bis September 2017 durch Deutschland. Boehringer Ingelheim hat die Aufklärungskampagne initiiert und führt sie in Kooperation mit der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe (SDSH), der Deutschen Herzstiftung (DHS), der Stiftung "Der herzkranke Diabetiker" (DHD), der Deutschen Stiftung für chronisch Kranke (DSCK), der Deutschen Diabetes-Hilfe (diabetesDE), der Deutschen Diabetes-Hilfe - Menschen mit Diabetes (DDH-M), dem Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe (VDBD), der Deutschen Diabetes-Stiftung (DDS), der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK), der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG), der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) sowie der Deutschen Nierenstiftung (DNS) durch.
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