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Der "Steroidogenetische Fingerabdruck" der Nebenniere

Wird die Diagnostik von Nebennierentumoren durch die high-throughput Tandem-Massenspektrometrie revolutioniert?

Berthold-Lecture 2017 von Frau Prof. Wiebke Arlt, Birmingham, U.K.

Auf dem 60. Deutschen Kongress für Endokrinologie in Würzburg erhielt Frau Wiebke Arlt die höchste Auszeichnung der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie, die Berthold-Medaille, verbunden mit der Berthold-Lecture1.  Stefanie Hahner und Martin Fassnacht haben die Vorlesung zusammengefasst.

Das klinische Management von Nebennieren-Tumoren ist eine gesundheitspolitische Herausforderung von wachsender Bedeutung, da diese Tumoren mit zunehmender Häufigkeit detektiert werden in einer älter werdenden Bevölkerung mit weit verbreitetem  Zugang zu fortgeschrittenen Bildgebungstechnologien.

Die zentrale Frage ist, ob ein solcher Tumor chirurgisch  entfernt werden muss oder nicht. Grundsätzlich muss man für  diese Frage primär zwei Unterfragen beantworten: Ist der Nebennieren-Knoten hormonell aktiv und  ist sie gutartig oder bösartig?

Trotz einiger sehr hilfreicher Kriterien, die auch in der jüngst publizierten Europäischen Leitlinie zu Nebennieren-Inzidentalomen zusammengefasst wurden2 stößt die konventionelle Bildgebung an ihre Grenzen bei der näheren Charakterisierung von Nebennierentumoren und nach wie vor finden sich unter den chirurgisch entfernten Nebennierentumoren viele hormoninaktive, gutartige Nebennierenadenome, die keiner operativen Entfernung bedurft hätten . Die Biopsie ist mit den Risiken einer invasiven Diagnostik und einem oftmals wenig aussagekräftigen Ergebnis verbunden, so dass sie in den meisten Fällen nicht sinnvoll ist

Der Frage, wie man die Diagnostik hier verbessern kann, ging Frau Prof. Wiebke Arlt in ihrem Preisvortrag nach. Sie stellte ihre zukunftsweisenden Ergebnisse zur Charakterisierung des Steroid-Metaboloms von Nebennierenraumforderungen vor.

Wiebke Arlt konnte mittels nicht-invasiver und damit Patienten-freundlicher, massenspektrometrischer Urinanalytik einen Steroid-Fingerabdruck gutartiger und bösartiger Nebennierentumoren erstellen. Im Rahmen ihrer Untersuchungen gelang es unter Beteiligung des Europäischen Nebennierentumor-Netzwerk ENSAT, die bislang umfangreichste Datenbank von mehr als 2000 hervorragend charakterisierten Patienten mit Nebennierentumoren zu etablieren, sie zu analysieren und die Methodik der Urin- Steroid-Metabolomik zu validieren.

Während mit der konventionellen Bildgebung auch in dieser Serie ein erheblicher Anteil der Adenome nicht sicher  klassifiziert wurde, konnte neben prognostischen Parametern wie  Patienten-alter und Tumorgröße insbesondere mittels der neu etablierten Steroidanalytik eine sehr gute Einordnung erfolgen.  Mit dieser Methodik ließen sich bösartige Tumoren mit einer Sensitivität und Spezifität von über 90% richtig zuordnen, was deutlich besser ist als alle bisherigen Verfahren.

Kommentar von Prof. Dr. Helmut Schatz:

Auch wenn dieses Verfahren bisher eine reine Forschungsmethodik ist, gehen wir fest davon aus, dass es im Laufe der nächsten Jahre zunehmend klinisch angewendet werden kann und damit einen echten Fortschritt in der Diagnostik von Nebennierentumoren darstellen wird.

Wir gratulieren Wiebke Arlt sehr herzlich zu ihren herausragenden Ergebnissen und ganz besonders zur Verleihung des Berthold-Preises!

Stefanie Hahner und Martin Fassnacht, Würzburg

Literatur

(1) Wiebe Arlt: Steroid Metabolomics in Nebennierentumoren. Berthold-Lecture auf dem 60. Deutschen Kongress für Endokrinologie in Würzburg am 17. März 2017

(2) Fassnacht et al. Management of adrenal incidentalomas: European Society of Endocrinology Clinical Practice Guideline in collaboration with the European Network for the Study of Adrenal Tumors. Eur J Endocrinol. 2016 Aug;175(2):G1-G34