Die Frankfurter Medizin-Studentin Giulia Enders hat mit “Darm mit Charme” einen Bestseller mit rund 800.000 verkauften Exemplaren geschrieben. Jetzt will die 24-Jährige erst einmal ihr Studium abschließen.
Wie erklären Sie sich den enormen Erfolg Ihres Buches? Oder anders gefragt: Was machen andere Autoren wissenschaftlicher Bücher falsch?
Enders: Wir wissen heutzutage immer mehr über die Welt, aber kaum mehr über unseren eigenen Körper. Teile von ihm werden auch noch oft falsch verstanden: Magengrummeln, Nahrungsmittel-Intoleranzen oder auch die Wirkung des Bauches auf unser Gefühlsleben. So vieles kann man aus einer anderen Perspektive sehen, wenn man mehr darüber weiß. Meine Schwester und ich haben sehr darauf geachtet, das Buch verständlich und genießbar zu halten. In Deutschland wird oft «ernst» mit «seriös» verwechselt.
Frage: Welche Auswirkungen hatte die Tatsache, dass Sie über Nacht zur Bestseller-Autorin und zu einem bekannten Gesicht wurden, auf Ihr Leben?
Enders: Ich fühle mich ehrlich gesagt nicht als «bekanntes Gesicht». Ich habe eher das Gefühl, hinter einem spannenden Projekt zu stehen. Durch meine Leser habe ich einiges dazu gelernt: Vom Patienten mit Morbus Crohn, der mir einen Toilettenpapier-Trick verrät, bis hin zu Wissenschaftlern, die mit mir Gedanken austauschen. Ich habe außerdem viel über die Medien gelernt und war für Lesungen in den unterschiedlichsten deutschen Städten. Wenn ich überlege, dass ich im Jahr davor fast nur alleine in meinem Zimmer gesessen und geschrieben habe, dann war dieses Jahr ein extremer Gegensatz.
Frage: Sie sind gerade dabei, Ihr Studium abzuschließen. Was kommt danach: eine Karriere als Medizinerin, Wissenschaftlerin oder Buchautorin?
Enders: Nächstes Jahr geht wieder in die Richtung «Ich und mein Schreibtisch», denn dann steht mein Staatsexamen an. Darauf freue ich mich aber auch. Ich mag meinen Schreibtisch. Das Buch war ein spannender Ausflug, aber jetzt freue ich mich auch wieder auf meine Wurzeln: die Medizin, die aktuelle Forschung zu verfolgen und erstmal mit aller Ruhe und Genauigkeit eine gute Ärztin zu werden.
Text und Foto: dpa / vt