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Das Sicherheitsgefühl von SeniorInnen durch digitale Arztbesuche erhöhen

Statt in der Praxis einfach über ein Tablet in der Wohnung mit ÄrztInnen sprechen: Gerade für ältere Menschen verspricht das Erleichterung. Ein Projekt in Halle soll zeigen, wie das funktioniert - und was sonst noch möglich ist.

Technik bringt Vorteile für alle Seiten

Statt in der Praxis einfach über ein Tablet in der Wohnung mit ÄrztInnen sprechen: Gerade für ältere Menschen verspricht das Erleichterung. Ein Projekt in Halle soll zeigen, wie das funktioniert - und was sonst noch möglich ist.

Digitale Arztbesuche können das Sicherheitsgefühl von SeniorInnen in ihrer Wohnung erhöhen - zu diesem Schluss kommt ein Telemedizin-Projekt der Halleschen Wohnungsgenossenschaft Freiheit. 94 Prozent der ProbandInnen bewerteten das digitale Arztgespräch als sehr gut oder gut, wie die Genossenschaft am Freitag mitteilte. 90 Prozent der TeilnehmerInnen gaben demnach an, sich durch die Möglichkeit der Telemedizin sicherer zu fühlen.

Für das Projekt Haendel II waren 20 Wohnungen mit entsprechender Technik ausgerüstet worden. Die BewohnerInnen konnten via Tablet-Computer ÄrztInnen erreichen. Auf diese Weise wurden den Angaben zufolge 80 Televisiten durchgeführt. Zudem wurden die Wohnungen mit Sensoren ausgestattet, um kritische Situationen erkennen zu können. So melden die Sensoren zum Beispiel, wenn BewohnerInnen nachts für längere Zeit das Bett oder gar die Wohnung verlässt.

Auch ein nicht ausgeschalteter Herd oder ein lange Zeit offen stehendes Fenster könnten Anhaltspunkte sein, dass in der Wohnung etwas nicht in Ordnung sei, erläuterte Vorstandssprecher Dirk Neumann. "Die Technik kann dann zum Beispiel einen Angehörigen benachrichtigen." Das Projekt zeige, dass die Technik Vorteile für alle Seiten bringe, sagte Neumann. SeniorInnen könnten länger in ihrer Wohnung bleiben, ÄrztInnen würden entlastet. Und auch die Wohnungsgenossenschaft habe etwas davon, schließlich bezahlten die BewohnerInnen länger ihre Miete.

Große Zustimmung unter VerbraucherInnen

Für Neumann zeigt das Projekt, für das Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) die Schirmherrschaft übernommen hatte, zudem, dass die technischen Möglichkeiten der Telemedizin ausgereift und einsatzbereit sind. Er will das Projekt deshalb fortsetzen und dabei noch einen Schritt weitergehen: Der Arzt könnte nach dem Gespräch via Tablet gleich ein elektronisches Rezept schicken - als QR-Code aufs Handy von BewohnerInnen. Diese können damit zur Apotheke gehen und sich das Medikament abholen.

Telemedizin in Deutschland steckt allerdings nach wie vor in den Kinderschuhen, auch wenn der Deutsche Ärztetag 2018 den Weg ebnete, indem er das Fernbehandlungsverbot lockerte. Zuvor durften ÄrztInnen ihnen unbekannte PatientInnen nur persönlich beraten. ExpertInnen erhoffen sich viel von Telemedizin - gerade wegen des Ärztemangels auf dem Land.

Auch bei einigen VerbraucherInnen stößt die Idee auf Zustimmung: 87 Prozent unterstützen Online-Diagnosen zumindest in leichten Krankheitsfällen, heißt es in einer aktuellen Umfrage der Beratungsgesellschaft BCG unter 1.000 Versicherten.