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Das Patientengespräch: analog unterbezahlt, digital angegriffen?

Liebe Kolleginnen und Kollegen,erstmal noch eine kleine, nette Ergänzung zum Thema Geld. Die kommt vom Kollegen Dr. Johannes Wimmer, vielleicht ist er Ihnen schon mal untergekommen. Er hat sich als „Doktor Johannes“ einen Namen als Online-Arzt gemacht. Das findet jedenfalls das Deutsche Ärzteblatt.

Das Patientengespräch: analog unterbezahlt, digital angegriffen?

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

erstmal noch eine kleine, nette Ergänzung zum Thema Geld. Die kommt vom Kollegen Dr. Johannes Wimmer, vielleicht ist er Ihnen schon mal untergekommen. Er hat sich als „Doktor Johannes“ einen Namen als Online-Arzt gemacht. Das findet jedenfalls das Deutsche Ärzteblatt. Herr Wimmer betreibt ein Online-Portal mit unterhaltsamen Patienten-Videos und nutzt andere soziale Medien wie Twitter und Facebook.

In einem Interview mit dem schönen Titel „Kommunikation ist alles“ wird der Doktor vom Interview-Partner gefragt:

Nun sagen viele: „Allzuviel Kommunikation kann ich mir gar nicht leisten, das bezahlt mir ja keiner.“

Und Kollege Wimmer antwortet:

„Das ist mir persönlich völlig egal! Ich gehe doch als Arzt am Endes des Tages mit einem Lächeln nach Hause, wenn ich das Gefühl habe, ich habe menschlich die richtige Leistung abgeliefert. Das ist es doch, was den Beruf ausmacht. Oder?“

Ja, die Kommunikation ist ein weites Feld, ein sehr weites. Ohne Gesundheit ist alles nichts, heißt es. Das gilt aber mindestens genauso für die Kommunikation. Gerade, wenn es darum geht, zur Gesundung beizutragen. Jeder Arzt weiß das, nur der G-BA offenbar nicht. Denn die ärztliche Kommunikation ist immer noch hoffnungslos unterbezahlt.

Online-Kommunikation: Fluch oder Segen oder weder noch?

Aber noch einmal zurück zu dem, was Kollege Wimmer tut: Was halten Sie von all diesen Informationsangeboten für Patienten im Netz? Von den Gesundheitsportalen, Blogs und Foren? Empfinden Sie es als Nachteil, dass heute jeder zweite Patient vor dem Gespräch mit Ihnen über Google versucht hat, sich selbst zu informieren? Haben Sie es schon erlebt, dass durch diese Aktivitäten ein Patient alles besser zu wissen glaubte und nur noch anstrengend und non-compliant war? Oder ist die ganze Entwicklung eher eine Bereicherung, weil wir uns ja zugebenermaßen wirklich viel zu wenig Zeit für das vertrauensvolle, ausführliche Beratungsgespräch nehmen? Schreiben Sie doch mal einen Kommentar!

In diesem Zusammenhang interessiert uns außerdem noch: Was halten Sie von den Arzt-Bewertungs-Portalen? Fluch oder Segen?

Wir Autoren sind geteilter Meinung, aber schauen Sie mal die folgende Umfrage an.

Bewertungsportale helfen Ärzten bei der Qualitätsverbesserung

Eine aktuelle (und Online-basierte) Studie1 der Universität Erlangen-Nürnberg hat ergeben: Arztbewertungen im Internet tragen zur Verbesserung der Patientenversorgung in den Arztpraxen bei. Befragt wurden 2.360 Ärzte und andere Leistungserbringer der ambulanten Versorgung. Die Ergebnisse sind interessant:

Lesen ist das eine, Umsetzen das andere. Und hier kommt die richtig gute Nachricht: Mehr als die Hälfte der befragten Kollegen gab an, aus den Bewertungen Verbesserungsmaßnahmen für ihre Praxis abzuleiten.

Preisfrage: Was glauben Sie, was dabei am häufigsten verbessert wird?

Antwort: Die Arzt-Patienten-Kommunikation (29%), gefolgt vom Terminvergabeprozess (24%) und den Abläufen in der Praxis (21%). Bei 7% der befragten Ärzte haben die Online-Bewertungen dazu geführt, dass sie Fortbildungen besuchten.

Interessant ist auch, dass fast jeder Zweite angab, die Bewertungen von Kollegen zu lesen. Wenn dann Vergleiche gezogen und Maßnahmen daraus abgeleitet werden, kann auch dies zur Qualitätsverbesserung beitragen, so der Studienleiter Prof. Martin Emmert. 12% der Ärzte nutzen der Studie zufolge die Bewertungen von Kollegen, um ihre Patienten zu einem Facharzt zu überweisen.

Nach einem vorübergehenden Hype sieht das nicht aus. Erst recht nicht, wenn man in die USA schaut: Dort liegt der Anteil der Ärzte, die Online-Bewertungen in eine verbesserte Patientenversorgung ummünzen, bei über 75%2.

Hubertus Glaser & Jörg Zorn