Die Zahl der Bakterien, die unseren Verdauungstrakt besiedeln, wird auf ein Vielfaches unserer Körperzellen geschätzt. Bisher mangele es jedoch an Diagnosemethoden, die sich dies zu Nutze machen, beklagen Forscher. Ein Team von der RMIT University in Melbourne, Australien hat sich nun in einer neuen Studie(DOI: 10.1016/j.tibtech. 20.03.2015) daran gemacht zu untersuchen, inwiefern sich diese „Untermieter“ auch für diagnostische Zwecke nutzen lassen.
Vor allem interessieren sie sich für die Zusammensetzung von Darmgasen. Die Mikroorganismen, die unseren Darm besiedeln, produzieren nämlich Gase, die zur Entstehung von Erkrankungen beitragen könnten, oder deren Präsenz ein Hinweis auf das Vorliegen dieser oder jener Störung sein kann. Daraus folgt, dass man diese auch untersuchen und Aussagen über den Gesundheitszustand eines Menschen oder drohende Krankheiten ableiten kann. Denn unterschiedliche Mikroben produzieren auch unterschiedliche Gase, wie Methan oder die nach faulen Eiern riechenden Schwefelverbindungen, deren Anteil verschieden ist bei zum Beispiel beim Reizdarm-Syndrom entzündlichen oder neoplastischen Darmerkrankungen.
Das Problem bisheriger Methoden wie der Analyse von Ausatemgasen, ist die geringe Verlässlichkeit, da sie die Zusammensetzung vor Ort nicht genau genug wiedergeben. Als praktische Lösung schlagen die Forscher einerseits einen batteriebetriebenen schluckbaren Sensor in Pillenform vor. Eine Miniatursonde also, die ausgestattet mit einer unverdaulichen Kapsel, einer Energiequelle und entsprechenden Sensoren, und Sendern, um die Daten übermitteln zu können vor Ort Messungen durchführen und anschießend einfach wieder ausgeschieden werden kann.
Eine andere Variante wäre die Gewinnung von Stuhlproben und die Anzucht im Labor unter dem Darm nachgeahmten Bedingungen. So könnte man bequem außerhalb des Körpers ermitteln, wie der Wind in unsrem Innern weht.
Mithilfe dieser genaueren, nicht invasiven und kostengünstigen Methoden hoffen die Forscher in Zukunft deutlich bessere diagnostische Verfahren und basierend auf diesen vielleicht auch neue Behandlungsregime zum Beispiel in Form von Diäten entwickeln zu können, um die Erkennung und Therapie von Darmerkrankungen deutlich zu erleichtern.