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COVID-19-Kampfansage mit KI

Beim fünften Future Medicine Science Match 2020 des Berlin Institute of Health (BIH) und des Tagesspiegels trafen sich in diesem Jahr nahezu 1.000 Teilnehmende online, um die besten Projekte zur Künstlichen Intelligenz in der Translationalen Medizin kennenzulernen.

Künstliche Intelligenz zur Vorhersage des Krankheitsverlaufs und der zielgerichteten Behandlung von COVID-19

Beim fünften Future Medicine Science Match 2020 des Berlin Institute of Health (BIH) und des Tagesspiegels trafen sich in diesem Jahr nahezu 1.000 Teilnehmende online, um die besten Projekte zur Künstlichen Intelligenz in der Translationalen Medizin kennenzulernen. Das Gewinnerprojekt von app@work des besten wissenschaftlichen Vortrags nutzt die automatisierte Datenanalyse mittels künstlicher Intelligenz zur Vorhersage des Krankheitsverlaufs und der zielgerichteten Behandlung von COVID-19-Erkrankten auf der Intensivstation. Den Publikumspreis, gestiftet von Intuitive Surgical, gewann Manouchehr Shamsrizi vom gamelab.berlin des Exzellenzclusters der Humboldtuniversität Berlin. Beide Gewinnerteams erhielten 500 Euro als Siegerprämie.

AnästhesistInnen müssen alles, was sie vor, während und nach einer Operation tun, genauestens dokumentieren. Auch alle Medikamente, die sie verabreichen und die Vitalparameter der PatientInnen wie Blutdruck, Puls oder Körpertemperatur gehören dazu. Meist tun sie dies per Hand auf Papier. Diese Daten werden anschließend zwar sorgfältig aufbewahrt, verpflichtend sind 30 Jahre, ohne jedoch verfügbar zu sein für den weiteren Gebrauch durch andere ÄrztInnen oder gar für die Forschung.

Daten vom Beatmungsgerät auf das iPad überspielen

"Wir haben deshalb schon vor einigen Jahren ein Tool entwickelt, das sämtliche Daten aus dem OP und Aufwachraum automatisch auf ein IPad überspielt und dort speichert", erzählt Jörg Wegner von der app@work GmbH in Berlin. "Mit einem kleinen Adapter kann der Anästhesist die Daten vom Beatmungsgerät auf das iPad überspielen und braucht dann nur noch zusätzliche Aktivitäten wie etwa die Medikamentengabe hinzufügen." An vielen Krankenhäusern ist Sandman.md schon seit drei Jahren im Einsatz, so auch am Universitätsklinikum Frankfurt.

Der dortige Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie, Professor Kai Zacharowski, hat in Frankfurt bereits 60.000 Datensätze auf 150 iPads aus 30 Chirurgiegruppen gesammelt.

Alle kritisch kranken COVID-19-PatientInnen erhalten ein iPad, das alle Patientendaten rund um die Uhr aufzeichnet

"Mit diesen Daten haben wir uns um ein Horizon 2020 Forschungsprojekt der Europäischen Union beworben, das dabei helfen soll, die Behandlung von COVID-19-Patienten zu verbessern", erzählt Zacharowski. Auf der Basis der Erfahrungen mit Sandman.md entwickelten die WissenschaftlerInnen und IT-ExpertInnen um Zacharowski und Wegner von app@work ein Werkzeug, mit dem COVID-19-Erkrankte auf Intensivstationen rund um die Uhr überwacht werden können.

Alle kritisch kranken COVID-19-PatientInnen erhalten ein iPAD, das alle Patientendaten rund um die Uhr aufzeichnet. Diese Daten werden online auf eine zentrale Datenbasis überspielt, auf der alle COVID-19-Daten zusammenfließen, und mit Künstlicher Intelligenz ausgewertet. Die KI and machine learning- Programme entwickeln daraus Vorhersagemodelle, die patientenspezifische Vorhersagen erlauben: Wie entwickelt sich die Krankheit weiter, aber auch: Welche ist die beste persönlich auf PatientInnen zugeschnittene Therapie? Die Datenbasis spielt das Ergebnis daraufhin zum iPAD zurück, wo behandelnde ÄrztInnen sie direkt in die Behandlung einfließen lassen können. Das Projekt "Envision" wird im Dezember starten, 14 Krankenhäuser aus 11 europäischen Ländern werden teilnehmen. Die Schirmherrschaft übernimmt die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin, deren Präsident Kai Zacharowski ist. Auch Industriepartner sind an Bord.

Pandemie durch KI besser beherrschen

Sylvia Thun, BIH-Professorin für Interoperabilität und eHealth, die wissenschaftliche Direktorin des diesjährigen Future Medicine Science Match und Vorsitzende der Jury, lobte das Projekt der Preisträger als wegweisend: "Jeder einzelne COVID-19-Datensatz verbessert und vergrößert die Datenbasis, die Künstliche Intelligenz lernt jedesmal dazu und der behandelnde Arzt erhält eine verlässliche Entscheidungshilfe. Die Künstliche Intelligenz wird uns dabei helfen, die Pandemie immer besser zu beherrschen."

Den Publikumspreis für das beste Video erhielt Manouchehr Shamsrizi, Mitgründer des gamelab.berlin des Exzellenzclusters "Bild Wissen Gestaltung" der Humboldtuniversität Berlin sowie des Social-Start-Up Retro Brain. In seinem Beitrag erklärt er, welche Möglichkeiten die Technologien von Videospielen für die datengetriebene Medizin eröffnen. Der Publikumspreis wurde überreicht von Joachim Haes, dem Direktor für Regierungsangelegenheiten bei Intuitive Surgical, einem Hersteller von roboter- assistierten Chirurgiesystemen, das den Publikumspreis gestiftet hatte.