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COVID-19: Asymptomatisch Infizierte übertragen Corona selten

Nach Ende eines strengen Lockdowns vom 23. Januar bis zum 08. April wurde in Wuhan zwischen dem 14. Mai und 01. Juni ein stadtweites SARS-CoV-2-Nukleinsäure-Screening-Programm eingeleitet. Dabei gelangten die Forschenden zu einer besonders spannenden Erkenntnis: Asymptomatisch Infizierte scheinen bei der Übertragung von COVID-19 kaum eine Rolle zu spielen.

Wuhan-weites SARS-CoV-2-Nukleinsäure-Screening-Programm mit nahezu 10.000.000 Teilnehmenden durchgeführt 

Nach Ende eines strengen Lockdowns vom 23. Januar bis zum 08. April wurde in Wuhan zwischen dem 14. Mai und 01. Juni ein stadtweites SARS-CoV-2-Nukleinsäure-Screening-Programm eingeleitet. Dabei gelangten die Forschenden zu einer besonders spannenden Erkenntnis: Asymptomatisch Infizierte scheinen bei der Übertragung von COVID-19 kaum eine Rolle zu spielen. Die Screening-Ergebnisse wurden im Fachjournal "nature communications" veröffentlicht.

Im Zeitraum zwischen dem 14. Mai und dem 01. Juni 2020 wurde im chinesischen Wuhan ein stadtweites SARS-CoV-2-Nukleinsäure-Screening-Programm eingeleitet, um anschließend an den nahezu viermonatigen harten Lockdown den aktuellen Stand der COVID-19-Pandemie zu ermitteln. Alle StadtbewohnerInnen ab einem Alter von 6 Jahren waren berechtigt, an der Untersuchung teilzunehmen, und 9.899.828 Menschen (92.9% der Teilnahmeberechtigten) folgten dem Aufruf. 

Die Testgruppe setzte sich aus 9.865.404 Teilnehmenden zusammen, bei denen zuvor kein COVID-19 diagnostiziert wurde, und 34.424 genesenen COVID-19-Erkrankten. Von den Teilnehmenden mit COVID-19-Vorgeschichte wurden 107 erneut positiv getestet (0,310%; 95% CI 0,423–0,574%). Unter den 9.865.404 Teilnehmenden ohne COVID-19-Vorgeschichte konnten die Forschenden keine neuen Fälle ausmachen, dafür aber 300 asymptomatisch-positive Ergebnisse (0,303/10.000; 95% CI 0,270–0,339).

63,3% der asymptomatisch-positiven Fälle tatsächlich infiziert

Besonders interessant war der Blick auf die engen Kontakte der asymptomatisch-positiven Teilnehmenden: 1.174 enge Kontaktpersonen wurden ausfindig gemacht, das Testergebnis auf COVID-19 fiel in jedem Fall negativ aus. Alle asymptomatisch-positiven Fälle, "re-positiven" Fälle und deren enge Kontakte wurden für mindestens 2 Wochen isoliert, bis die Ergebnisse der Nukleinsäuretests negativ waren. Keiner der nachgewiesenen positiven Fälle oder deren enge Kontakte wurde während des Isolationszeitraums symptomatisch, ebenso wurde keine neue COVID-19-Infektion bestätigt.

Nachdem die 300 asymptomatisch-positiven Testpersonen auf Sars-CoV-2-Antikörper getestet wurden, konnte das Forschungsteam festellen, dass der Test in 190 Fällen positiv ausfiel (IgG (+)). Daraus geht hervor, dass 63,3% (95%; CI 57,6-68,8%) der asymptomatischen positiven Fälle tatsächlich infiziert waren. Der Anteil der asymptomatischen positiven Fälle, die sowohl IgM (-) als auch IgG (-) aufwiesen, betrug 36,7% (95%; CI: 31,2-42,4%; n = 110), was auf die Möglichkeit eines Infektionsfensters oder falsch-positiver Ergebnisse der Nukleinsäuretests hinweist.

Bezirke mit hoher Rate asymptomatisch-positiver Personen weisen generell hohe Prävalenz bestätigter COVID-19-Fälle auf

Am häufigsten wurden asymptomatisch-positive Fälle in den Bezirken Wuchang, Qingshan und Qiaotou diagnostiziert. Die Prävalenz von zuvor bestätigten COVID-19-Fällen betrug in den drei Bezirken 68,243/10.000, 53,767/10.000 bzw. 100,047/10.000. Daraus geht hervor, dass Bezirke mit einer hohen Rate asymptomatisch-positiver Personen generell eine hohe Prävalenz bestätigter COVID-19-Fälle aufwiesen (rs = 0,729, P = 0,002).

Die Forschenden weisen dennoch auf einige Limitierungen der Studie hin. So handle es sich bei den Untersuchungen um ein Querschnitts-Screening-Programm, wodurch es nicht möglich sei die Veränderungen im Laufe der Zeit bei asymptomatisch-positiven und repositiven Ergebnissen zu beurteilen. Obwohl ein positives Ergebnis des Nukleinsäuretests das Vorhandensein der viralen RNAs aufzeigt, sei es zudem wahrscheinlich, dass einige falsch negative Ergebnisse aufgetreten sind, insbesondere aufgrund der relativ geringen Viruslast bei asymptomatischen infizierten Personen, der unzureichenden Probenentnahme und der begrenzten Genauigkeit der Testtechnologie. 

Quelle:
Cao, S., Gan, Y., Wang, C. et al. Post-lockdown SARS-CoV-2 nucleic acid screening in nearly ten million residents of Wuhan, China. Nat Commun 11, 5917 (2020). https://doi.org/10.1038/s41467-020-19802-w