Die Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) ist häufig mit krankheitsspezifische Ängsten und der Vermeidung von körperlicher Aktivität assoziiert. In den USA sind gegenwärtig fast 24 Millionen Menschen von der häufig tödlich verlaufenden Krankheit betroffen. In Deutschland ging man 2010 von ca. 6,8 Millionen COPD-Erkrankungen aus. Bis heute ist jedoch wenig über die strukturellen Veränderungen bekannt, die in den Gehirnen von COPD-Patienten auftreten und möglicherweise Verhaltensänderungen auslösen. Auch zu der Beziehung zwischen Ängsten und Krankheitsdauer gibt es gegenwärtig nur unzureichende Daten. Eine Studie, die in der Februar-Ausgabe der Zeitschrift CHEST veröffentlicht wurde, ergab, dass die graue Substanz von Patienten mit COPD in den Bereichen des Gehirns verringert ist, die Atemlosigkeit, Angst und Schmerzempfindlichkeit verarbeiten.
Die Wissenschaftler untersuchten im Rahmen der Studie 30 stabile, ambulante Patienten mit moderater bis schwerer COPD, sowie 30 Kontrollpersonen ohne die Erkrankung. Alle Studienteilnehmer wurden einem MRT-Scan des Gehirns unterzogen. Man verwendete anschließend Voxel-basierte Morphometrie, um eventuelle strukturelle Unterschiede aufzudecken. Dabei achteten sie insbesondere auf generalisierte kortikale sowie regionale Degenerationen der grauen Substanz. Bei der Voxel-basierten Morphometrie (VBM) handelt es sich um eine Technik, die benutzt wird, um Hirnstrukturen aus der tomographischen Bildgebung bezüglich Größe, Intensität, Form- und Texturparameter quantitativ zu beschreiben. Darüber hinaus wurde auch die Lungenfunktion der Probanden mittels Spirometrie getestet. Die jeweilige Ängstlichkeit, wurde mit Hilfe eines COPD Anxiety Fragebogens (CAF) beurteilt.
Die Studie fand heraus, dass bei COPD-Patienten die Volumina der grauen Substanz im vorderen, mittleren und hinteren cingulären Cortex, dem Hippocampus und der Amygdala regional verringert waren. Das Ausmaß der gefundenen Degeneration wird dabei scheinbar durch die Länge der Erkrankungsdauer beeinflusst. Diejenigen Personen, die schon länger an der Krankheit litten, zeigten eine durchschnittlich größere Angst vor Atemlosigkeit und körperlicher Aktivität als Menschen die erst kürzere Zeit betroffen sind. Ängste und Verhaltensänderungen können den Verlauf der COPD zum Negativen beeinflussen.
Andreas von Leupoldt, PhD, von der Forschungsgruppe für Gesundheitspsychologie an der Universität Leuven in Belgien denkt, dass die Berücksichtigung von krankheitsspezifischen Ängsten bei Patienten mit COPD die Ergebnisse von klinischen Interventionen wie der pulmonalen Rehabilitation deutlich verbessern könnte. Auch die strukturellen Veränderungen in den Gehirnen der Betroffenen könnten auf diesem Weg möglicherweise rückgängig gemacht werden.
Text: esanum / pvd
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