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COPD tritt bei Raucherinnen und Rauchern mit HIV früher und häufiger auf

Ein kanadisches Forschungsteam konnte in Erfahrung bringen, dass HIV-kranke Raucherinnen und Raucher im Vergleich zur allgemeinen Bevölkerung häufiger von der Lungenkrankheit betroffen sind.

COPD-Diagnose im Schnitt 12 Jahre früher gestellt

Dass COPD häufig als Folge von Kettenrauchen auftreten kann, ist bekannt. Ein kanadisches Forschungsteam konnte allerdings im Rahmen aktueller Untersuchungen1 in Erfahrung bringen, dass rauchende HIV-Kranke im Vergleich zur allgemeinen Bevölkerung häufiger und vor allem deutlich früher von der Lungenkrankheit betroffen sind.

Rauchende mit HIV erkranken mit einer 34% höheren Wahrscheinlichkeit und rund 12 Jahre früher an COPD als HIV-negative Rauchende. Zu diesem Ergebnis kam ein kanadisches Forschungsteam anhand der Auswertung von Gesundheitsdatenbaken der Stadt Ontario. Untersucht wurde das Auftreten von COPD unter Erwachsenen ab 35 Jahren im Zeitraum zwischen dem 1. Januar 1996 und dem 31. Dezember 2015.

Die Forschenden konnten im Studienzeitraum auf 1.849 an HIV erkrankte Personen und 1.168.727 HIV-negative Testpersonen zurückgreifen, bei denen COPD neu diagnostiziert wurde. Dabei wurde bei Personen mit HIV die Diagnose im Schnitt deutlich früher gestellt (49,7 Jahre vs. 62,2 Jahre). Außerdem wurde COPD bei HIV-positiven Patienten häufiger diagnostiziert. Pro 1.000 Personenjahren kam es in 9,0 Fällen bei Personen ohne HI-Virus zu COPD, bei HIV-positiven Testpersonen allerdings in 10,4 Fällen. Hieraus ergab sich eine um 34% höhere Inzidenzrate.

COPD-Risiko ist bei rauchenden HIV-Kranken deutlich höher

Tony Antoniou, der leitende Studienautor, sieht einen besonderen Wert, warum die Untersuchungen in Ontario durchgeführt wurden. In einer Mail an die kanadische Nachrichtenplattform CTVNews.ca schrieb er: "In Ontario sind etwa 33% der HIV-Kranken Raucherinnen oder Raucher. Das ist ein wesentlich höherer Anteil als in der Allgemeinbevölkerung."2

Eine geschlechterspezifische Analyse ergab, dass das Risiko für COPD bei männlichen ebenso wie weiblichen HIV-kranken Raucherinnen und Rauchern deutlich erhöht war. Bei Frauen aus dieser Testgruppe war das Risiko allerdings noch ausgeprägter: Während Raucher mit HIV-Erkrankung eine Inzidenzrate von 34% aufwiesen (95%-KI: 1,24–1,40), lag diese in der untersuchten Gruppe bei Frauen sogar bei 53% (95%-KI: 1,37–1,72).

Besserer Einsatz für rauchende HIV-Kranke ist dringend erforderlich

Aus den Studienergebnissen schlussfolgerte das Forschungsteam um Antoniou, dass ein besserer Einsatz für HIV-kranke Raucherinnen und Raucher dringend erforderlich ist. Hier schlugen die Forschenden neben möglichst früher Diagnostik und Übungen gegen den Verlust der Atemwegsfunktionen unter anderem Screenig per Spirometrie vor.

Im Nachrichtenportal "EurekAlert!" wurde Dr. Antoniou zitiert: "Natürlich tragen auch andere Umstände zur Entwicklung von COPD bei. Unsere Ergebnisse heben allerdings die dringende Notwendigkeit hervor, HIV-Patientinnen und Patienten bei der Abgewöhnung vom Rauchen zu unterstützen und weitere Schädigungen der Lunge bei denjenigen, die die Diagnose COPD bereits erhalten haben, zu verhindern."3

Quelle:
1. Antoniou T et al., Incidence of chronic obstructive pulmonary disease in people with HIV in Ontario, 1996–2015: a retrospective population-based cohort study. CMAJ Open 2020; doi:10.9778/cmajo.20190028
2. https://www.ctvnews.ca/health/smokers-with-hiv-have-higher-incidents-of-lung-disease-study-1.4815776
3. https://www.eurekalert.org/pub_releases/2020-02/smh-plw021320.php