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Chiplabore sollen Krankheiten schneller aufspüren

So genannte Chiplabore – winzige Chips – sollen die Analysekosten für Blutuntersuchungen erheblich reduzieren und helfen, Krankheiten schneller aufzuspüren. Forscher der Christian-Albre

So genannte Chiplabore – winzige Chips – sollen die Analysekosten für Blutuntersuchungen erheblich reduzieren und helfen, Krankheiten schneller aufzuspüren. Forscher der Christian-Albrechts-Universität (CAU) in Kiel haben jetzt einen Wegwerf-Chip entwickelt, der Aufgaben eines klassischen Labors übernehmen soll.

Auf den ersten Blick erweckt der Chip nicht den Eindruck eines Hightech-Produkts. Das entwickelte durchsichtige Plastikplättchen aber hat es in sich. So kann es beispielsweise getröpfeltes Blut filtern und anschließend das Serum an einen Sensor weiterleiten. “Der soll gleich mehrere Indikatoren für eine Krankheit in einem Vorgang ausschließen können”, sagt Elektroingenieurin Sabrina Jahns, die den Wegwerf-Chip maßgeblich entwickelt. Ihre optische Messmethode haben sich die Forscher bereits patentieren lassen.

Die Idee hinter der Miniaturisierung ist simpel. Im Idealfall entfällt der Versand einer Blutprobe an ein Speziallabor. Noch stehen die Kieler allerdings erst am Anfang ihrer Forschung. Bislang ist es ihnen erst möglich, den Chip mit sieben Biomarkern zu bestücken. Damit es in ein paar Jahren 100 sind, hat das Land Schleswig-Holstein die Entwicklung mit 200.000 Euro gefördert.

Forscher treiben weltweit Miniaturisierung voran

An vielen Instituten weltweit arbeiten Wissenschaftler derzeit an der Miniaturisierung von Laborprozessen. “Beim sogenannten lab-on-a-chip versuchen Forscher, klassische Labore nicht nur in der Größe zu schrumpfen, sondern dabei – ähnlich wie in der Mikroelektronik – vor allem die Leistungsfähigkeit durch Systemintegration zu erhöhen”, erklärt Professor Detlev Belder von der Universität Leipzig. Positiver Nebeneffekt bei solchen Mikrolaboren ist ein geringerer Preis, was interessant für Einwegsysteme wäre.

In der Handhabung sind die kleinen Wegwerf-Labore aus Kiel so einfach wie ein Schwangerschaftstest. Ist eine Frau schwanger, kann in ihrem Urin ein bestimmtes Hormon, das HCG (Humanes Chorion-Gonadotropin) nachgewiesen werden. Dieses HCG ist ein sogenannter Biomarker. Das sind Indikatoren wie Zellen, weitere Hormone oder Enzyme, die auf Krankheiten, Gesundheit oder eine Schwangerschaft hinweisen. Elektroingenieurin Jahns kann mit Hilfe der Chips bereits Konzentrationen der Proteine Thrombin, CD40 Ligand, EGF und Biotin nachweisen. Thrombin beispielsweise ist wichtig für die Blutgerinnung. “Fällt dessen Konzentration im zu Blut hoch aus, ist das ein Indikator für die erhöhte Anfälligkeit des Patienten eine Thrombose zu bekommen.”

Chips können DNA-Moleküle unterscheiden

Viele kommerzialisierte diagnostische Verfahren basieren auf sogenannten Antigen-Antikörper-Reaktionen nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip. “Wenn man genügend viele spezifische Schlösser anbietet, kann man auch beliebig viele Schlüssel finden”, erklärt Belder das Prinzip. Sogenannte DNA-Chips könnten beispielsweise einzelne DNA-Moleküle unterscheiden. Ähnlich funktioniert das Kieler Chiplabor.

Langfristig träumen die Forscher von einer gezielten Selbstdiagnose mit dem Mobiltelefon. “Der Wunschtraum ist es, irgendwann einfach einen Blutstropfen auf ein Handy zu geben, und das weiß anschließend alles”, sagt Belder. Die wissenschaftliche Herausforderung besteht seiner Ansicht nach darin, nicht nur das Laborgerät zu schrumpfen, sondern viele Gerätschaften künftig auf einem Substrat unterzubringen. Die Untersuchung hinsichtlich einer Vielzahl von Krankheiten bequem mit einem einzigen Blutstropfen auf der eigenen Couch hält der Professor für analytische Chemie zwar noch für “absolute Zukunftsmusik, aber nicht für unvorstellbar”.

Text: vt / dpa
Foto: dpa