Kinderärzt:innen protestieren vehement gegen eine neue Pflicht, nach der begleitende Eltern nur noch mit Negativtest in die Praxen kommen dürfen und das Personal täglich getestet werden muss. Die Kinderärzt:innen seien fassungslos über die medizinisch unsinnige Neuregelung im geänderten Infektionsschutzgesetz, die zur Schließung vieler Praxen führen könnte, warnte der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in NRW.
"99 Prozent unserer Patienten werden von ihren Eltern begleitet", sagte die BVKJ-Vorsitzende Nordrhein, Christiane Thiele. Auch wenn die Eltern geimpft seien, müssten sie nun einen Test vorlegen, bevor sie Zutritt zur Kinderarztpraxis bekommen - oder dort vor Ort getestet werden. Zudem müsse das gesamte Praxispersonal täglich getestet werden. "Dabei sind die meisten geboostert".
Erst am 23.11. seien die Praxen über die Kassenärztliche Bundesvereinigung informiert worden. "Die KBV hat uns das gestern Abend mit Wirksamkeit heute mitgeteilt", schilderte die Kinderärztin aus Viersen. Die Kinder- und Jugendärzt:innen bundesweit seien auf den Barrikaden. Es seien auch kaum noch Schnelltests erhältlich. Ausnahmen gelten nur für die Patient:innen selbst - also die Kinder -, die nicht getestet werden müssen.
"Wenn Eltern nur noch getestet in die Praxis dürfen, also täglich über 100 Personen, bedeutet dies, dass für Behandlung und Versorgung der Kinder keine Zeit mehr bleibt. Es scheint, dass Politik gar nicht mehr versucht, Gesetze und Verordnungen, die beschlossen werden, auf die Anwendbarkeit in der Praxis zu prüfen", kritisierte der BVKJ in NRW in einer Erklärung. Das in der vergangenen Woche beschlossene umstrittene Gesetz von SPD, Grünen und FDP müsse schnellstmöglich geändert werden.