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Bürger werben für die Corona-Impfung

Die Corona-Zahlen steigen, doch die Impfbereitschaft lässt nach. Das will die Bundesregierung nun mit einer neuen Impfkampagne ändern.

Neue Impfkampagne der Bundesregierung 

Seit Anfang September hat sich die Zahl der täglich gemeldeten Covid-19-Infektionen auf aktuell 114.000 verfünffacht, die Sieben-Tage-Inzidenz erreichte am Freitag im Bundesdurchschnitt 760/100.000. Angesichts einer hohen Dunkelziffer ist die Zahl der tatsächlich Infizierten nach Schätzungen des Bundesgesundheitsministeriums bis zu viermal so hoch. 

Um die bestehenden, nach wie vor großen, Impflücken zu schließen und insbesondere den Schutz vulnerabler Gruppen durch Dritt- und Viertimpfungen zu gewährleisten, hat die Bundesregierung am Freitag eine Informationskampagne gestartet. Mit 84 Testimonials, in denen Bürger aus allen Schichten der Bevölkerung zu Wort kommen, sollen möglichst viele Menschen erreicht und dazu animiert werden, die Schutzimpfung zu nutzen. Gezeigt werden in der Kampagne Menschen unterschiedlicher Herkunft aus dem gesamten Bundesgebiet mit ihren persönlichen Geschichten. Sie stehen stellvertretend für die Mehrheit der Menschen, die sich aus eigener Erfahrung und aus Sorge vor Corona aktiv für einen Schutz vor der Infektion und ihren Krankheitsfolgen aussprechen.

Man wolle keine Angstkampagne starten, so Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach am Freitag vor Journalistinnen und Journalisten in Berlin, sondern die Möglichkeiten zum Schutz aufzeigen. 84 authentische Personen stünden mit ihren Erfahrungen und Schicksalen stellvertretend für 84 Millionen Bundesbürger. 

Das Arsenal und die Wirksamkeit der aktuell zur Verfügung stehenden Impfstoffe bewertet Lauterbach als gut. Neben den fünf Vakzinen der ersten Generation sind im Laufe des Septembers vier weitere Impfstoffe zugelassen und verfügbar geworden: Die Vakzine von BioNTech/Pfizer und Moderna gegen Omikron-BA.1, das BioNTech/Pfizer-Präparat gegen Omikron-BA.4/5 und ein Impfstoff von Valneva. Eine Auffrischungs- oder vierte Impfung mit einer dieser Vakzinen könne das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs und der Mortalität um 90 Prozent senken. 

RKI warnt vor erheblichen Impflücken 

Nach wie vor existieren in der Bevölkerung erhebliche Impflücken: Nach Daten des RKI (Monatsbericht für September) waren 85,4 Prozent der Bevölkerung grundimmunisiert. Diese Quote lässt sich wahrscheinlich kaum noch steigern, da der größte Teil der Impfungen seit langem Zweit- oder Drittimpfungen sind. Unter den Ungeimpften befinden sich 2,2 Millionen Menschen über 60 Jahre. Bei 1,3 Millionen über 60-Jährigen ist eine Auffrischung notwendig. 

Auch in den Pflegeeinrichtungen müssen noch Impflücken geschlossen werden. Nach zuletzt verfügbaren Daten des RKI vom Juli waren 94 Prozent sowohl der Beschäftigten als auch der Heimbewohner mindestens zweimal geimpft; 72 Prozent der Beschäftigten und 86 Prozent der Bewohner hatten eine dritte Impfung erhalten. Die im Juli noch niedrige Quote an Viertimpfungen (4 beziehungsweise 39 Prozent) dürfte sich in jüngster Zeit aufgrund  neuer adaptierter Impfstoffe und der speziell für Pflegeheime ergriffenen Maßnahmen – eigene Bevorratung von Impfstoffen, Impfen durch Pflegefachpersonal im Wege der Delegation – wahrscheinlich verbessert haben.

Mögliche Folgen der Impflücken 

Gleichwohl teilt Lauterbach die Sorge der Ärzte, die jüngst die Vorsitzende des Marburger Bundes, Dr. Susanne Johna, artikuliert hatte: Angesichts steigender Infektionen könne eine Überlastungssituation auf den Intensivstationen entstehen. Zum einen, weil die Aufenthaltsdauer von Covid-Patienten auf den ITS sehr lang sei, zum anderen, weil ein hoher Krankenstand bei Ärzten und Pflegepersonal befürchtet werden müsse. 

Nachdrücklich forderte Lauterbach die Länder auf, die Möglichkeiten des Infektionsschutzgesetzes zu nutzen, insbesondere auch das verpflichtende Tragen von Masken in öffentlichen Innenräumen anzuordnen. Dies gelte vor allem auch für Bayern. Dessen Gesundheitsminister Klaus Holetschek wies dies umgehend zurück.