Wissenschaftler des Baylor College of Medicine haben erstmals ergründet, welchen Effekt Aromatasehemmer wie Letrozol, Anastrozol und Exemestan auf die genetische Vielfalt von Brustkrebstumoren haben. Im Zuge dessen erfolgte eine Analyse von 22 Burstkrebspatienten, die auf ihre Operation warteten. Um die Tumorgröße vor der Operation zu reduzieren, wurden die Patienten einer Östrogen-Verminderungstherapie unterzogen. Im Anschluss wurde dann – naturgemäß – der Tumor operativ entfernt.
In den Proben, die nach der Prozedur entnommen wurden, enthüllten sich viele neue Mutationen, die vor der Behandlung nur in einem sehr geringen Ausmaß vorhanden waren. Konkret bedeutet dies, dass Tumoren neue Sub-Klone erzeugen, die überleben und in der Folge sogar wachsen – die Therapie scheint hier also nicht gegenzusteuern. Eine Hürde, die die Behandlung von Brustkrebs erschwert. Diese Sub-Klone wurden in der Mehrheit der Brustkrebstumoren dokumentiert, sie gehörten alle der gleichen Tumorfamilie an. Die Wissenschaftler machten allerdings eine weitere Entdeckung: Einige Patienten hatten mehr als einen Tumor. Obwohl die Diagnose vorab nur einen Tumor in Betracht zog, entpuppte sich ein weiterer. Beide Tumoren waren so dicht aneinander gewachsen, dass sie fälschlicherweise als eine Einheit diagnostiziert wurden; diese Tumoren waren jedoch nicht der gleichen Familie angehörig. “Kollisions-Tumor” nenne man dies, meint Studienautor Dr. Christopher Miller.
“Mit Beendigung der viermonatigen Therapie […] haben wir den zweiten Tumor entdeckt und auf der Basis seiner Beschaffenheit behandeln können, bevor er weiter wachsen konnte”, gibt Dr. Matthew Ellis bekannt, der ebenfalls an der Studie mitwirkte. “Ohne diese Herangehensweise hätten Diagnose und Behandlung nicht frühzeitig erfolgen können.”
“Wenn der Patient seinen Tumor operativ entfernt bekommt, ist es unmöglich, die Zellen […] aufzuspüren, die die Tendenz haben, ein Rezidiv nach sich zu ziehen”, fügt Ellis hinzu. “Wenn wir allerdings den Tumor vorab mit Aromatasehemmern behandeln, können wir das Verhalten des Tumors analysieren und somit potentielle Sub-Klone ausfindig machen, die im weiteren Verlauf zu einem Rezidiv führen.”
Der Einsatz von Aromatasehemmern zieht Vorteile nach sich. Zum einen können vorab nicht diagnostizierte Tumoren aufgespürt werden und zum anderen schrumpft der ursächliche Tumor. Diese Vorzüge begünstigen die Erhaltung der Brust, betont Ellis im Schlusswort.