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Blutdruckmessen – Aber wie?

Auch im Jahr 2018 stellte sich auf dem ESC – sogar mehr denn je – die Frage nach der richtigen Methode zur Blutdruckmessung. Mittlerweile gibt es neben der klassischen Manschette noch viele verschiedene elektronische, automatische und halbautomatische Blutdruckmessgeräte.

Auch im Jahr 2018 stellte sich auf dem ESC – sogar mehr denn je – die Frage nach der richtigen Methode zur Blutdruckmessung.

Mittlerweile gibt es neben der klassischen Manschette noch viele verschiedene elektronische, automatische und halbautomatische Blutdruckmessgeräte. Darüber hinaus bleibt zu bedenken, inwieweit das Messen des Blutdruckes in Anwesenheit oder Abwesenheit eines Arztes verändert wird. Wie also misst der Arzt heutzutage am verlässlichsten den Blutdruck?  

Es ist allgemein bekannt, dass ein hoher Blutdruck das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse (= cardiovascular diseases; CVD) erhöht. Studien zeigten, dass sich das Mortalitätsrisiko dabei pro 20/10 mm Hg in etwa verdoppelt. Auf der anderen Seite führt eine Reduktion des Blutdruckes auch zu einer Abnahme des CVD-Risikos. Jedoch scheint das jeder Therapie vorausgehende Blutdruckmessen an sich eine ganz eigene Wissenschaft zu sein.

Der Weißkitteleffekt

Klassisch wird der Blutdruck mithilfe einer Manschette, manuell am Oberarm des Patienten gemessen. In der Regel führt dies ein Arzt oder die Sprechstundenhilfe/Krankenschwester durch. Bei diesen Messungen in der Praxis oder Klinik berichteten einige Patienten gelegentlich, dass die dort ermittelten Blutdruckwerte ungewöhnlich hoch waren. Bei den eigenen Messungen daheim würden nie solche Werte auftreten.

Die Forschung beschreibt dieses Phänomen als den sogenannten Weißkitteleffekt. Manche Patienten neigen dazu, sobald sie einen Arzt sehen oder dieser sie behandelt, eine größere Aufgeregtheit sowie einen damit verbundenen Blutdruckanstieg zu erfahren. Bei der automatisierten Blutdruckmessung, wie sie Patienten zumeist daheim anwenden, kann somit eine Abweichung vom manuell ermittelten Wert systolisch um bis zu -15 mm Hg, diastolisch um bis zu -8 mm Hg auftreten.

Cave: Die Leitlinien besagen in einem solchen Fall, dass eine medikamentöse Behandlung dieser Art von Hypertonie lediglich dann erfolgen soll, wenn der betreffende Patient ein hohes CVD-Risiko oder bereits Blutdruck-abhängige Organschäden aufweist.

Blutdruckmessung zuhause bietet Vorteile

Den Weißkitteleffekt als Blutdrucktreiber bei entsprechend vorbelasteten Patienten zu vermeiden, ist sicher ein großer Vorteil der Blutdruckmessung zuhause. Doch gibt es derer noch mehr. Die Blutdruckmessung daheim:

Darüber hinaus ermöglicht die Messung über mobile, automatisierte Systeme zukünftig eine Implementierung der Blutdruckwerte innerhalb der elektronischen Patientenakte. In Großbritannien nutzen bereits heute sehr viele GP’s (general practitioners) die automatisierte Selbstmessung zur Diagnose und zum Therapiemanagement.

Jedoch gibt es gerade beim Management der Blutdrucksenkung ein Problem: Immer mehr Menschen bedürfen im Alter einer blutdrucksenkenden Therapie, doch die Compliance ist mit automatisierter Messung zuhause sogar noch schlechter als bei der praxisbasierten Blutdruckmessung.

Telemonitoring als Chance?

Insbesondere die Behandlung der Hypertonie ist daher aus heutiger Sicht prädestiniert für den Einsatz des Telemonitoring. Die Vorteile liegen dabei auf der Hand:

In einer aktuellen Studie wurden einmal Patienten unter Selbst-Monitoring, klinischem Monitoring (Standard) und Telemonitoring miteinander verglichen. Kurz gesagt, nahm der Blutdruck bei den Telemonitoring-Patienten um -3,5 mm Hg ab, beim Selbst-Monitoring waren es sogar -4,5 mm Hg. Dies zeigt, dass solche neuen Formen der Blutdruckmessung und des Managements am Ende sogar positiv auf die Therapie-Compliance einwirken können. Zudem ist das Selbst-Monitoring sehr kosteneffektiv und reduziert mit oder ohne Telemonitoring den Blutdruck sehr viel stärker als die alleinige Standardbetreuung in Praxis und Klinik.

Cave: Sogenannte Handgelenk-Blutdruckmessgeräte arbeiten nur dann zuverlässig, wenn der Patient das Gerät während der Messung auf Herzhöhe hält. Da dies eine wichtige Fehlerquelle bei der Blutdruckbestimmung mittels Handgelenk-Blutdruckmessgerät ist, sind diese Geräte im Allgemeinen für das Monitoring nicht zu empfehlen.

Fazit

Das Blutdruckmessen ist noch immer eine im Alltag zu häufig unterschätzte Herausforderung, darüber hinaus anfällig für Störgrößen (z. B. Weißkitteleffekt). Einen Goldstandard für die akkurate Blutdruckmessung gibt es nicht. Die Bandbreite reicht weiterhin von der klassischen Blutdruckmanschette bis hin zu modernen Telemonitoring-Systemen mit einer Vielzahl an Möglichkeiten dazwischen, um eine Blutdruckmessung zu organisieren.

Wichtig ist dabei vor allem nicht aus dem Blick zu verlieren, dass es bei allem Für und Wider der Messmethoden nicht darum geht, die eine Methode als der anderen überlegen darzustellen. Vielmehr ist es wichtig, eine mögliche praktische Lösung unter Einbeziehung der praxisbasierten Blutdruckmessung und der Bestimmung daheim zu finden – denn nur so lässt sich das Beste beider Welten zum Wohle des Patienten sinnvoll verbinden.

Quelle:
Expert advice: How to measure blood pressure?, 26.08.2018, ESC 2018, München